Gesprengte Ketten (1963)

Gemeinsam gegen Nazis

Gesprengte Ketten macht es jedem Kritiker einfach, denn viel zu kritisieren gibt es hier nicht. Der Film ist völlig zu Recht ein Klassiker und kann selbst 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch packen. Über knappe drei Stunden. Mit einem Kriegsszenario, das tatsächlich ohne Krieg auskommt und sich lieber der minutiösen Vorbereitung eines Ausbruchs verschreibt.

Jener Ausbruch passiert 1944 in Bayern, beruht auf wahren Begebenheiten und wird von einer ganzen Reihe alliierter Gefangener durchgeführt, die mittels eines ausgeklügelten Plans die Grenzen des Nazilagers Stalag Luft III überwinden wollen. Was zum Beispiel drei Tunnel (namens „Tom“, „Dick“ und „Harry“) bedeutet, falsche Papiere, neue Klamotten, die Beseitigung der Buddelerde, Verpflegung oder die weitere Organisation der Flucht.

Gesprengte Ketten macht das „Vorspiel“ zur eigentlichen Tat, zum Höhepunkt des Films und erreicht eine großartige Mischung aus Spannung, Humor, cleveren Tricks und den dazugehörigen Haudegen, die trotz Ensemble-Größe alle denkwürdige Momente bekommen. Und am Ende nur siegen, weil sie als Team antreten…und dabei denkwürdige Beziehungen bilden – wie z.B. die zwischen Robert Hendley (James Garner), einem strammen Piloten, und Colin Blythe (Donald Pleasance), dem Fälscher der Truppe: zwei Männer, die eigentlich nichts gemeinsam haben, außer dem unbedingten Willen, den Nazis zu entkommen.

Der Anführer der Truppe ist Major Bartlett (Richard Attenburough), ein bewiesenes Ausbrecher-As, und als Joker fungiert Virgil Hilts (Steve McQueen), der am Ende das ikonische Bild des Motorradsprungs über die Abgrenzung des Lagers bekommt. Regisseur John Sturges, der die treibende Kraft hinter dem Projekt war, gelang eine sagenhafte „all star“-Besetzung, zu der auch noch z.B. Charles Bronson und James Coburn gehörten. Sie alle stehen gleichberechtigt nebeneinander und dürfen dabei auf ein exzellentes Drehbuch bauen, das die autobiographische Vorlage von Paul Brickhill, der tatsächlich in dem Gefangenenlager war, auf überaus gelungene Weise an Hollywood annähert.

Das Drehbuch von James Clavell und W.R. Burnett meistert nämlich bravourös die Balance aus allem, was klassisches Hollywood-Kino ausmacht. Die Fakten sind präsent, genauso wie dezente filmische „Abrundungen“, der geradezu mystische Glaube an das eine, große Abenteuer und dann aber auch die äußerst geschickte Fortsetzung der Handlung nach dem titelgebenden Exodus. Die wohl entscheidend für die Oscar-Nominierung von Editor Ferris Webster war und John Sturges endgültig als Meister seiner Profession bewies. Indem er es schaffte, die nun zerstreute Einheit der Männer immer noch als Einheit darzustellen. Obwohl sie sich jetzt als Einzelkämpfer mit unterschiedlichsten Hindernissen beweisen müssen.

Gesprengte Ketten ist Hollywood „at its very best“ und zeigt ein Verständnis für großes Kino, das einem wirklich die Tränen in die Augen treiben kann. Weil es von einem exzellenten Drehbuch ausgeht, Herz und Intelligenz beweist, seine Stars scheinen lässt und keine Minute nachlässt. Ein Film wie geschaffen für die heimische Blu-Ray-Sammlung, was dann auch die deutsche Veröffentlichung zu einem Muss macht – trotz zweier dubioser Probleme, die bei so einem Kassenschlager eigentlich nicht passieren dürften…und zumindest die Besitzer der bereits üppigen DVD-Edition von einem erneuten Erwerb abhalten werden.

Zum einen ist nämlich das Bild auf eine Art und Weise nachbearbeitet worden, die ganz sicher nicht dem klassischen Film-Look entspricht, und zum anderen muffelt der deutsche Ton – ganz im Gegensatz zum knusprigen O-Ton, bei dem auch etliche deutsche Sätze fallen und der damit klar der (eigentlich exzellenten) Synchronisation vorzuziehen ist. MGM hat bei der Blu-Ray offensichtlich schlampig restauriert und muss somit, da auch die zahlreichen Extras schon weitgehend bekannt sind, vorwiegend mit der zeitlosen Qualität des Films argumentieren.

Was natürlich völlig ausreicht. Denn Gesprengte Ketten ist essentielle Filmsozialisierung – selbst wenn sie in Gestalt einer verpassten Gelegenheit passiert. Ja ja, SO gut ist der Film!

Gesprengte Ketten (1963)

„Gesprengte Ketten“ macht es jedem Kritiker einfach, denn viel zu kritisieren gibt es hier nicht. Der Film ist völlig zu Recht ein Klassiker und kann selbst 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch packen. Über knappe drei Stunden. Mit einem Kriegsszenario, das tatsächlich ohne Krieg auskommt und sich lieber der minutiösen Vorbereitung eines Ausbruchs verschreibt.

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