The Floating Castle

Eine Filmkritik von Peter Osteried

300 auf japanisch

Auch wenn der Trailer etwas anderes zu versprechen scheint, ein akkurates historisches Drama ist The Floating Castle – Festung der Samurai nicht. Vielmehr handelt es sich um einen elaborierten Actionfilm, der aber nie so ganz weiß, wie er die exakte Balance halten soll — zwischen Drama und Humor. Sowohl in der Figurenzeichnung, als auch in der Darstellung des Geschehens ist sich der Film nicht immer eins, die tonalen Schwankungen könnten vor allem westliche Zuschauer irritieren. Der Film hatte es aber auch nicht leicht, er lag ein Jahr auf Halde, bevor er in Japan in die Kinos gebracht wurde.
Japan 1590: Die Zeit der Bürgerkriege geht zu Ende. Der Feldherr Hideyoshi will das Reich einen und schickt 20.000 Soldaten gegen die Festung Oshi des widerspenstigen Hojo-Clans. Man nennt sie „Die schwimmende Festung“, da sie von Mooren und Seen umgeben ist. Lediglich 500 Samurai verteidigen sie, angeführt von dem exzentrischen Narita Nagachika. Doch dieser ist nicht bereit, die Festung aufzugeben. Er ist gewillt, bis zum letzten Mann Widerstand zu leisten.

In der Anfangssequenz erlebt man mit, wie ein Dorf von einer Flutwelle überspült wird. Die Sequenz konnte nicht einfach aus dem Film entfernt werden, sie machte seine Vermarktung aber schwer. Denn eigentlich hätte The Floating Castle schon 2011 in die japanischen Kinos kommen sollen, doch nach der Flutkatastrophe war klar, dass ein Film mit einer Flutszene alles andere als den Nerv der Zeit treffen würde.

So wurde der Film nachbearbeitet. Gags, die im Zusammenhang mit der Flutszene standen, wurden ersatzlos gestrichen. Und man ließ Zeit vergehen, auch wenn ein Jahr sicherlich nicht genug ist, um in der japanischen Bevölkerung die Wunden heilen zu lassen. Da man sich darüber im Klaren war, dass der Film einigen Zuschauern aufs Gemüt schlagen könnte, versah man die Poster mit einem Warnhinweis, damit das Publikum schon im Vorfeld darüber im Klaren war, was auf es zukommen würde.

Die Flut macht nur einen kleinen Teil des Films aus, für ein hiesiges Publikum stellt sie ohnehin kein Problem dar. Dann vielleicht schon eher die durchwachsenen CGI-Effekte, die für asiatische Verhältnisse zwar gut sind, mit amerikanischen Großproduktionen aber nicht mithalten können. Sehr gewöhnungsbedürftig ist auch Hauptdarsteller Nomura Mansai, der seine Figur, den Samurai-Führer Narita Nagachika, sehr exzentrisch anlegt. Das mag im Drehbuch schon so gewesen sein, er trägt aber dazu bei, dass die Figurenzeichnung total entgleist. Das mag aber auch mit seinem Hintergrund zu tun haben.

Mansai ist ein sogenannter Kyogen-Schauspieler. Kyogen ist eine traditionelle japanische Form der Komödie und mit dem Noh-Theater verwandt. Hier wird sehr gerne chargiert und übertrieben, bis sich die Balken biegen. Das ist in Japan nicht weiter tragisch, für westliche Zuschauer ist die Darstellung des Samurai-Führers jedoch höchst irritierend.

Der Film hätte von einer zurückgenommeneren Darstellung der Hauptfigur profitiert, Gänzlich unansehnlich ist das Werk aber deswegen auch nicht. Denn nach dem etwas langatmigen Start gibt es dynamische Action- und Kampfsequenzen, die auch recht blutig daherkommen und für vieles entschädigen.

Wer grundsätzlich mit (überzogener) japanischer Erzählweise kein Problem hat, kann sich hier actiontechnisch berieseln lassen.

The Floating Castle

Auch wenn der Trailer etwas anderes zu versprechen scheint, ein akkurates historisches Drama ist „The Floating Castle – Festung der Samurai“ nicht. Vielmehr handelt es sich um einen elaborierten Actionfilm, der aber nie so ganz weiß, wie er die exakte Balance halten soll — zwischen Drama und Humor. Sowohl in der Figurenzeichnung, als auch in der Darstellung des Geschehens ist sich der Film nicht immer eins, die tonalen Schwankungen könnten vor allem westliche Zuschauer irritieren.
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