Danton

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Jahr des Schreckens

„Terror ist nichts anderes als strenge und unbeugsame Gerechtigkeit.“ – So sieht Bürger Robespierre die Welt, in der er lebt. Und in der die Menschen in seinem Tugendstaat leben sollen. Sein Gegenspieler ist sein ehemaliger Wegbegleiter Danton. Der große Historienfilm aus dem Jahr 1983 lebt vom Zwist dieser beiden, aber auch vom Zwiespalt ihrer selbst.
Georges Danton (Gerard Depardieu) hat sich aus der Politik und aufs Land zurückgezogen, aber dann hört er, dass das Komitee für öffentliche Sicherheit sich ins Gegenteil verkehrt und für die Bürger zur tödlichen Gefahr geworden ist. Danton kehrt nach Paris zurück, wo Robespierre, sein Freund aus den Anfangstagen der Revolution, ein Schreckensregime errichtet hat. Danton will Robespierres Terror ein Ende setzen.

Danton ist packendes Historienkino, das von immensem Zeit- und Lokalkolorit getragen wird. Das exakt gestaltete Skript ist eine Geschichtsstunde, die Dank großer Mimen eine komplexe Zeit greif- und erlebbar werden lässt. Das Paris des Jahres 1793 erwacht hier wieder zum Leben. Hier werden Ränke geschmiedet und Mordpläne gefasst. Es ist blutige Geschichte, die hier ans Licht gezerrt wird, um einem modernen Publikum ein Verständnis dafür zu geben, was der Ausspruch „Die Revolution frisst ihre Kinder“ wahrlich bedeutet. Die Geburt eines neuen Zeitalters geschieht selten in friedfertiger Ruhe, sie ist vielmehr ein schmerzvoller Neubeginn, der nicht nur hinwegfegt, was zuvorkam, sondern auch all das vernichtet, was im Limbo zwischen Altem und Neuem gefangen ist.

Ein bis in die Nebenrollen exzellent besetzter Film, der den Darstellern, allen voran Depardieu, einige mitreißende und packende Reden ermöglicht. So gut die Synchronisation ist (auf der Blu-ray allerdings etwas rauschend und zischend), so wenig wird sie dem Original gerecht. Alle Beteiligten mühen sich, aber Depardieu im Original ist einfach unübertroffen. Die Inszenierung des Polen Andrzej Wajda ist authentisch, er versteht es, Dialoge mit äußerster Spannung zu gestalten. Zudem greift er auf einen Score zurück, der ein konstantes Gefühl der Bedrohung heraufbeschwört. Von unheilvoller Atmosphäre geschwängert, ist Danton Historienkino, wie es sein muss: authentisch, mitreißend, faszinierend.

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