In einem anderen Land

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Klassiker, der keiner ist

Die Produktion von David O. Selznick war die zweite große Verfilmung von Ernest Hemingways Roman In einem anderen Land. In die Fußstapfen von Gary Cooper und Helen Hayes, die 1932 die Hauptrollen spielten, schlüpften 25 Jahre später Rock Hudson und Jennifer Jones. Hemingway missfiel übrigens, dass Selznick die weibliche Hauptrolle mit seiner für die Rolle viel zu alten Ehefrau besetzte.
Der Amerikaner Frederick (Rock Hudson) kämpft während des Ersten Weltkriegs in der italienischen Armee. Im Lazarett lernt er die Krankenschwester Catherine (Jennifer Jones) kennen und verliebt sich in sie. Um ihrer beider Liebe Willen fasst Frederick einen folgenschweren Entschluss. Er desertiert und flieht mit Catherine in die Schweiz.

Für Selznick war In einem anderen Land der letzte Film, den er produzierte. Der kommerzielle und kritische Misserfolg des Streifens war wohl maßgeblich daran beteiligt, dass er sich aufs Altenteil zurückzog. Ein im Grunde makabrer Schlusspunkt für eine höchst chaotische Produktion, in der es hinter den Kulissen richtig zuging. John Huston wurde von Selznick während der Dreharbeiten entlassen und durch Charles Vidor ersetzt, Kameramann Oswald Morris kündigte, als der Produzent ihm vorwarf, er würde Hudson zu sehr in den Mittelpunkt rücken und Jones darüber vergessen. Weiterhin verlor die Produktion drei Art Directors, den Visual-Effects-Supervisor und das Hauspersonal der Villa, in der Selznick und Jones residierten. Hauptdarsteller Rock Hudson bereute schließlich, sich für diesen Film anstatt Sayonara (1957) entschieden zu haben.

Obschon merklich länger als der 1932er-Film, erweist sich die Selznick-Produktion als die deutlich weniger originalgetreue Adaption des Romans. Vor allem leidet In einem anderen Land an einer nicht glaubwürdigen Romanze, die zwar behauptet, aber nie fühlbar ist. Zwischen Rock Hudson und Jennifer Jones herrscht einfach keine Chemie. Zudem, da hatte Hemingway durchaus recht, ist sie für die Rolle zu alt. Die Oscar-Preisträgerin (Das Lied von Bernadette, 1943) ist attraktiv und eine durchaus gute Schauspielerin, hat jedoch mit dem britischen Akzent ihre Probleme. Eine Britin für die Rolle zu wählen, wäre letzten Endes für alle Beteiligten besser gewesen.

Selznicks Plan war es offenkundig, einen Erfolg vom Format seines Vom Winde verweht zu produzieren. Selbst die Art, wie der Titel gezeigt wird, spielt auf den Erfolgsfilm an, im Gegensatz zu diesem ist In einem anderen Land jedoch inhaltsleer und leblos geraten. Die Liebelei vor Kriegskulisse ist geschwätzig, langatmig und frei von Esprit. Was als ein großer Klassiker geplant war, ist eine Fußnote der Filmgeschichte geworden, interessant eigentlich nur, weil die desaströse Entstehungsgeschichte so viel aufregender als die Handlung ist.

In einem anderen Land

Die Produktion von David O. Selznick war die zweite große Verfilmung von Ernest Hemingways Roman „In einem anderen Land“. In die Fußstapfen von Gary Cooper und Helen Hayes, die 1932 die Hauptrollen spielten, schlüpften 25 Jahre später Rock Hudson und Jennifer Jones.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen