Gus Van Sant – Arthaus Close-Up

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Drei Filme eines eigensinnigen Regisseurs

Seit seinem Spielfilmdebüt Mala Noche aus dem Jahre 1986 hat der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant recht unterschiedliche Stoffe realisiert, sowohl was die Form als auch den Inhalt seiner Filme betrifft, dessen Ausrichtung jedoch stets eine kritische sozialpolitische Grundhaltung transportiert. Der Filmemacher, der mit markanten Dramen wie My Private Idaho / My Own Private Idaho (1991) und Milk (2008) auch als Repräsentant des sogenannten New Queer Cinemas gilt und besonders für die sensible Charakterzeichnung junger Protagonisten in Konfliktsituationen bekannt ist, hat auch Musiker wie David Bowie und Red Hot Chili Peppers filmisch porträtiert, während er zudem noch selbst als Musiker, Fotograf und Autor tätig ist. Innerhalb der Edition Arthaus Close-Up zu Gus Van Sant werden nun mit To Die For (1995), Good Will Hunting (1997) und Elephant (2002) drei seiner Filme präsentiert, die die Vielfalt seines Werkes anschaulich widerspiegeln.
Als dynamische, bitterböse Mediensatire mit einer enorm geschwätzigen Nicole Kidman als Hauptfigur Suzanne Stone, die mit ihrem hübschen Kopf und kriminellen Energien um jeden Preis ins Fernsehen will, kommt To Die For daher, der mit seiner ironischen, distanzierten Machart eher untypisch für den Regisseur erscheint und kräftig überzogen die infamen Inszenierungen aufs Korn nimmt, die nur allzu häufig in medialen Welten kursieren.

Good Will Hunting nach dem Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck, die dafür mit dem Academy Award prämiert wurden, ebenso wie Robin Williams als bester Nebendarsteller, stellt den bisher kommerziell erfolgreichsten Film von Gus Van Sant dar, der die Geschichte des mathematischen Genies Will Hunting (Matt Damon) erzählt. Von der Putzkolonne am ehrwürdigen Massachusetts Institute of Technology in Cambridge katapultiert sich der exzentrische Außenseiter durch sein Talent in die Position des persönlichen Schützlings von Professor Lambeau (Stellan Skarsgård), der große Pläne mit dem begabten jungen Mann hat, der allerdings seinen eigenen klugen Kopf hat und nach einer ungünstigen Kindheit erst einmal emotional nachzureifen beginnt.

In seiner multiperspektiven Form experimentell angelegt und in seiner stringenten Inszenierung auf einen banal erscheinenden Schultag konzentriert beschäftigt sich Elephant auf geradezu nüchterne Weise mit dem Thema eines Massakers, das sich zunächst unbemerkt an einer High School anbahnt. Unterschwellig vibrierend und zutiefst verstörend skizziert Gus Van Sant hier jenseits von Erklärungen und moralischen Betrachtungen den Hergang von Ereignissen innerhalb einer harmlos erscheinenden Realität, die zu einer tödlichen Katastrophe mutiert.

Gus Van Sant, der sich selbst in seltenen Interviews als eher isolierten Menschen, als Eremiten bezeichnet, eröffnet mit seinen Filmen so ungewöhnliche wie feinsinnige Einblicke in die Befindlichkeiten von vielschichtigen Existenzen jenseits der Norm, die in entscheidenden Augenblicken ihres Daseins eine Wahl zu treffen haben, deren Konsequenzen eine neue Weltsicht erfordern – im positiven wie im negativen Sinne. Bei mal nahen, dann wieder deutlich distanzierten Bildern versteht es dieser eigensinnige Filmemacher, Polarisierungen zu produzieren und damit Positionierungen zu provozieren, im besten Geiste eines fiktiven, doch realitätsbezogenen, politischen Kinos.

Gus Van Sant – Arthaus Close-Up

Seit seinem Spielfilmdebüt „Mala Noche“ aus dem Jahre 1986 hat der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant recht unterschiedliche Stoffe realisiert, sowohl was die Form als auch den Inhalt seiner Filme betrifft, dessen Ausrichtung jedoch stets eine kritische sozialpolitische Grundhaltung transportiert.
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