Afghanistan War - Tödliche Festung

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Das ist Afghanistan, mein Freund."

Seit der Zeit Alexanders des Großen wird in Afghanistan gekämpft. Es ist der Normalzustand eines Landes, in dem Eroberer und Helfer niemals lange geblieben sind. David Whitneys Debütfilm Afghanistan War ist in einer Zeit angesiedelt, die den Film für ein modernes Publikum plausibler werden lässt. Vor dem 11.9. und damit auch vor ausufernder Berichterstattung, derentwegen man weiß, was die Hauptfigur in diesem Film nicht weiß: Wie gefährlich es sein kann, wenn jemand seine religiösen Gefühle verletzt sieht.
1999: Der Engländer Richard arbeitet für eine Firma, die in Diensten der Taliban Minenfelder räumt. Er verliebt sich in die Übersetzerin Jamilah, was einem der streng gläubigen Taliban nicht entgeht. Als man Jamilah steinigen will, geht Richard dazwischen. Doch damit besiegelt er auch das eigene Todesurteil. Nur die Flucht nach Pakistan kann ihn noch retten …

Obschon man nach wenigen Minuten weiß, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, lässt der Film niemals Langeweile aufkommen. Die Inszenierung ist solide. Zwar wirkt sie manchmal wie (gehobener) Fernsehfilmstandard – besonders in den an sich überflüssigen Rückblicksequenzen –, aber die durch den Drehort bestimmte Authentizität macht vieles wett. Gedreht wurde in Pakistan, später dann in Tunesien, nachdem auf ein paar pakistanische Crew-Mitglieder geschossen wurde. Die gespannte Atmosphäre der Dreharbeiten macht sich auch im Film bemerkbar. In jeder Sekunde spürt man den Hauch der Gefahr, der alles und jeden in diesem Land umgibt.

Der Film setzt weniger auf Action als vielmehr auf die Mechanismen großen Dramas, sind es doch die Unterschiede und Fehlinterpretationen der Mitglieder zweier Kulturkreise, die die verhängnisvolle Geschichte überhaupt in Gang setzen. Der Film urteilt dabei weder über die einen noch die anderen. Er zeigt, was geschieht und lässt den Zuschauer sein eigenes Urteil treffen. Der heimliche Star ist der pakistanische Schauspieler Hameed Sheik, der als Rebell Omar dem Flüchtling Richard zu Hilfe kommt. Er ist es, der den Zuschauer ein anderes Afghanistan sehen lässt, eines, das ein Wunschtraum bleiben wird, aber als Ideal besteht.

Von kleineren Defiziten abgesehen gibt es bei Afghanistan War eigentlich nur eines, was gar nicht funktioniert: der Epilog. Er reißt im letzten Moment aus dem Film heraus, opfert Authentizität für das Gefühl billiger Vergeltung. Ganz plötzlich hat der Film kitschiges Hollywood-Feeling, das er zuvor auf angenehme Weise vermieden hat.

Afghanistan War - Tödliche Festung

Seit der Zeit Alexanders des Großen wird in Afghanistan gekämpft. Es ist der Normalzustand eines Landes, in dem Eroberer und Helfer niemals lange geblieben sind. David Whitneys Debütfilm „Afghanistan War“ ist in einer Zeit angesiedelt, die den Film für ein modernes Publikum plausibler werden lässt.
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