Space Soldiers

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Kampf ums Über-All

Die auf dem Cover abgedruckte Werbung sowie die Inhaltsangabe kann man kurz zur Kenntnis nehmen und danach in den Mülleimer werfen, wenn man sich noch auf faire Weise mit Space Soldiers beschäftigen will. Denn einerseits macht der dort abgedruckte Text den Schurken kurzerhand zum Helden des Films und andererseits ist von vornherein klar, dass ein niedrig budgetierter Science-Fiction-Film wie Space Soldiers keine so aufwendigen Sets wie Event Horizon oder Pandorum besitzen kann. Der bloße Vergleich mit diesen Werken ruft automatisch die entsprechenden Bilder in Erinnerung, die nur als leeres Versprechen wirken können.
Diese Hypothek hat Space Soldiers nicht verdient, weil er seine finanziellen Mittel passenderweise für einen anderen Inszenierungsansatz verwendet. Neben relativ ordentlichen Weltallaufnahmen bleibt er vor allem in der Enge der kleinen Raumschiffe, mit denen die beiden konkurrierenden Crews unterwegs sind. Draufgänger Wake (Roark Critchlow) führt eine Truppe Plünderer an, die nach den Kämpfen anderer Raumfahrzeuge in den Überresten nach Verwertbarem stöbert. Gemeinsam mit seiner Partnerin Emerson (Louise Linton), Schiffsärztin ‚Doc‘ (Jamie Strange) und zwei weiteren Besatzungsmitgliedern stößt er auf etwas Seltsames, als plötzlich sein Erzfeind Jekel (Sean Patrick Flanery) mit der Revelation auftaucht. Das Fundstück entpuppt sich als sogenannter Chaos-Generator, mit dem man ungeahnte Macht ausüben kann. Wake will die übrigen Teile des Generators aufspüren, um zu verhindern, dass Jekel in ihren Besitz gelangt und das bekannte Universum an den Rand der Vernichtung führt. Doch sein Gegner gibt nicht so schnell auf.

Ranzige, immer etwas abgewrackt wirkende Innenräume prägen die Optik, mit der Space Soldiers in Szene gesetzt wurde. Abenteurer vom Schlage Wakes und seiner Crew oder Schurke Jekel haben genau wie das Produktionsteam des Films nicht die Mittel zur Verfügung, um mit ausgefeilter Hightechausstattung glänzen zu können. An erster Stelle steht die Improvisationskunst, mit deren Hilfe alles am Laufen gehalten werden kann. Zur Not durchbohrt ein Besatzungsmitglied den im Weltall treibenden Wake auch mal mit einer Harpune, um ihn wieder an Bord zu holen. Für ungewöhnliche Mittel darf man sich eben nicht zu schade sein. Die zusammengebastelte Ausstattung, der begrenzte Raum und die Fähigkeit der Figuren, mit dem auszukommen, was sie haben, gehen eine so dichte Symbiose ein, dass ein faszinierender Sog entsteht. Die auf allen Ebenen einfache Konstruktion des Films schließt sich daran nahtlos an.

Die Erzählung konzentriert sich auf die handfeste Auseinandersetzung zwischen Bösewicht Jekel und Draufgänger Wake, denen jeweils eine schlagkräftige Crew zur Seite steht. Die Haartracht der Guten rangiert zwischen Blond und Dunkelblond, die Bösen haben entweder von Natur aus fast schwarze Frisuren oder ihre Haare wurden gefärbt. Die Folgen des Chaos-Generators bleiben nicht nur nebulös, sie sind auch kein Anlass für tiefer gehende Gedankengänge zu Fragen der Existenz. Nur Andeutungen zeigen, dass hier etwas unfassbar Mächtiges schlummert, wenn das Bild eines kurzen Zwischenschnitts am Ende den bisherigen Ereignissen widerspricht.

Regisseur Travis Zariwny nutzt die Klarheit an der Oberfläche für seinen Vorteil. Aus dem Gegensatz zwischen den vielen Aufnahmen enger Innenräume und der Weite des Alls schöpft er eine Energie, die vom Kontrast gespeist wird. Die optische Zuspitzung auf helle Gute und dunkle Böse erinnert an die knackige Prägnanz einer Comicwelt, in der es nicht zwangsläufig darum geht, die Rollen der Figuren über eine ausgefeilte Charakterisierung zu verteilen. Ihre Eindeutigkeit steht im Dienste der Wucht ihrer Auseinandersetzung. Wo Zwischentöne fehlen, kann der Kampf auch nicht durch relativierende Eigenschaften gebremst werden. Da passt selbst das Overacting Sean Patrick Flanerys ins Konzept, der mit gepresster Stimme, unruhiger Kopfhaltung und am Rande des Augenrollens Bösewicht Jekel die überzogene Aura des Wahnsinns verleiht.

Die kompakte Gestaltung der Erzählung ist Ausdruck des geringen Budgets, das sich bereits mit der Improvisationskunst der Figuren zu einer stimmigen Einheit verbunden hat. Sie greifen so dicht ineinander, dass man kaum merkt, wie wenig passiert. Zariwny gelingt das Kunststück, kaum etwas zu sagen, aber die Andeutungen um den Chaos-Generator so einzusetzen, dass sich der Raum für Interpretationen öffnet. In den Grenzen eines schmal budgetierten B-Films hat er eine saubere Arbeit abgeliefert, die keine Bäume ausreißt, aber seltsam fasziniert.

Space Soldiers

Die auf dem Cover abgedruckte Werbung sowie die Inhaltsangabe kann man kurz zur Kenntnis nehmen und danach in den Mülleimer werfen, wenn man sich noch auf faire Weise mit „Space Soldiers“ beschäftigen will. Denn einerseits macht der dort abgedruckte Text den Schurken kurzerhand zum Helden des Films und andererseits ist von vornherein klar, dass ein niedrig budgetierter Science-Fiction-Film wie „Space Soldiers“ keine so aufwendigen Sets wie „Event Horizon“ oder „Pandorum“ besitzen kann.
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