Giallo-Collection - Teil 1

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Gelb ist der Tod

Unter dem Begriff Giallo versteht man eine Filmgattung, die sehr diffus ist. Eine genaue Zuordnung entsprechender Filme fällt darum auch schwer. Im klassischen Sinne sind Gialli italienische Thriller der etwas groberen Gangart, bei der ein Killer sein Unwesen treibt und zur Strecke gebracht werden muss. Es gibt jedoch auch zahlreiche Filme, die nicht zwangsläufig diesem Muster folgen und doch irgendwie dem Genre zugeordnet werden. Filme wie die in dieser Box.
Die erste Kollektion enthält Tödliches Erbe, Die Waffe, die Stunde, das Motiv und The Frightened Woman – drei Filme, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. In Tödliches Erbe wird einer Erbengemeinschaft ein Schnippchen geschlagen, denn als ein reicher Millionär stirbt, müssen erst noch drei Jahre vergehen, bis das Geld ausgezahlt wird. Zeit genug, Mit-Erben zu beseitigen. Die Waffe, die Stunde, das Motiv erzählt vom Mord an einem Priester, der unter Nonnen zwei Geliebte hatte. The Frightened Woman zeigt, wie ein reicher Mann eine Journalistin zu sich einlädt und ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel mit ihr beginnt.

Man kann darüber debattieren, ob diese Filme überhaupt dem Genre zuzuordnen sind, für Italo-Fans ist die Box jedoch interessant. Der schwächste Film des Trios ist Tödliches Erbe, der extrem wirr erzählt ist, aber am meisten darunter leidet, dass ein 15-jähriger Jugendlicher von einem gestandenen Mann gespielt wird! Weit interessanter gestaltet sich Die Waffe, die Stunde, das Motiv, der allerdings nicht auf derbe Mordsequenzen setzt, sondern die Ermittler-Geschichte mit Elementen des Dramas anreichert. Hinzu kommen teils bizarre Sequenzen, die mit den abseitigeren Abläufen in Klöstern zu tun haben (Stichwort: Selbstkasteiung). The Frightened Woman liegt nicht mit deutscher Synchronisation vor, es gibt lediglich deutsche Untertitel bei italienischer oder englischer Tonspur. Dieser Film ist am wenigsten dem Giallo zuzuordnen, eher schon ein psychologisches Kammerspiel, bei dem eine bizarre sexuelle Komponente Einzug hält.

Die Bildqualität der drei Filme ist ausgesprochen unterschiedlich ausgefallen. Wirklich herausragend ist keiner, The Frightened Woman sieht aber noch am besten aus. Die Waffe, die Stunde, das Motiv hat das kürzeste Stöckchen gezogen: Ausgewaschene Farben und Unschärfe prägen das Bild. Beim Bonus hat man sich Mühe gegeben. Zwei eigens produzierte Featurettes (Original mit Untertiteln) geben Einblick in recht obskure Produktionen, dazu kommen Trailer und Bildergalerien.

Die vorliegenden Filme sind zwar allenfalls im Randbereich des Giallo anzusiedeln, weswegen andere Titel sicherlich wünschenswerter gewesen wären, trotz teilweise inhaltlichen Defiziten ist die Giallo-Collection — Teil 1 aber eine feine Veröffentlichung. Und da es sich um die erste Box handelt, darf man hoffen, dass in der zweiten ein paar richtige Klassiker enthalten sein werden.

Giallo-Collection - Teil 1

Unter dem Begriff Giallo versteht man eine Filmgattung, die sehr diffus ist. Eine genaue Zuordnung entsprechender Filme fällt darum auch schwer. Im klassischen Sinne sind Gialli italienische Thriller der etwas groberen Gangart, bei der ein Killer sein Unwesen treibt und zur Strecke gebracht werden muss. Es gibt jedoch auch zahlreiche Filme, die nicht zwangsläufig diesem Muster folgen und doch irgendwie dem Genre zugeordnet werden. Filme wie die in dieser Box.
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