Witching & Bitching

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Was in Gottes Namen ist mit dem talentierten Álex de la Iglesia passiert? Der Mann der vor ein paar Jahren mit Balada Triste de Trompeta (in Deutschland lief der Film als Mad Circus — Eine Ballade von Liebe und Tod in den Kinos) reihenweise Menschen mit Gänsehaut und Begeisterung im Kino zurückließ — so unfassbar genial war seine märchenhafte Abrechnung mit dem spanischen Franco-Regime. Viele Filmkenner und Kritiker sagten damals voraus, dass hier ein ganz großes Talent erwacht ist von dem man noch viel hören wird. Der folgende Film La chispa de la vida konnte nach dem Hype nicht ganz mithalten, zeugte aber immer noch von der Genialität und dem unfassbar eigenartig-morbiden Humor Iglesias. Umso gespannter wartete man auf den nächsten Film.
Witching & Bitching / Las brujas de Zugarramurdi ist eine Horrorkomödie, die Iglesia wieder zu seinen alten Wurzeln zurückführt. Doch leider scheint die Regression ein wenig zu weit vorangeschritten zu sein, denn der Film ist ein Klamauk-Debakel unterster Kajüte. Eine Gruppe Männer überfällt einen Juwelier, um dessen Gold zu klauen. Drahtzieher der Aktion ist José (Hugo Silva), der seinen Sohn mit dabei hat. Warum? Weil heute sein Besuchstag ist und er den Kleinen eh zu wenig zu Gesicht bekommt, denn seine Ex ist — seiner Meinung nach — ein Monster und findet ihn als Vater zu verantwortungslos. Der Überfall gelingt, die Flucht jedoch läuft nicht nach Plan, so dass er, sein Sohn und ein Komplize in einem Taxi flüchten müssen. Dort unterhalten sich die Männer über ihr Leben und verbrüdern sich über den Fakt, dass Frauen alle fies und gemein sind und sie die ganze Zeit nur fertig machen. Es folgt ein Feuerwerk an „Weiber“-Klischees und Männer am Rande des maskulinen Nervenzusammenbruchs. Hier könnte man noch mit viel Liebe hoffen, dass der Film transgressiver Art ist, dass er sich lustig macht, um dann auf Iglesias intelligent-humoristische Art das Thema zu etwas Neuem verarbeitet. Doch spätestens bei der Ankunft im Baskenland (a.k.a. im Hexen-Land) endet diese Hoffnung jäh. Hier schlägt der Film gänzlich in Frauenfeindlichkeit um, indem er diese als Hexen inszeniert, die Männer bei lebendigem Leib essen. Vorher werden sie aber natürlich noch beschämt und gefoltert. Dass hier nun die Herren der Schöpfung ihre Männlichkeit wieder finden müssen und den Frauen — nein, dem gesamten Kult — gleich den Garaus machen müssen, ist klar.

Das Problem mit Witching & Bitching ist keines, das man mit dem üblichen Klischee des Feminismus abtun kann. Es ist kein Film, bei dem Männer lachen, weil sie Humor haben und (feministische) Frauen nicht, weil sie alles so ernst nehmen. Das Problem geht tiefer, denn bei genauer Betrachtung tut dieser Film nicht nur Frauen, sondern auch Männern (von Menschen, die sich nicht in diesen Binärcode einordnen lassen mal ganz zu schweigen) Leid an, indem er alle auf altbackene Klischees und Rollenmuster reduziert und jeden in diesem Film, den Zuschauer eingeschlossen, zum Idioten macht.

Witching & Bitching

Was in Gottes Namen ist mit dem talentierten Álex de la Iglesia passiert? Der Mann der vor ein paar Jahren mit „Balada Triste de Trompeta“ (in Deutschland lief der Film als „Mad Circus — Eine Ballade von Liebe und Tod“ in den Kinos) reihenweise Menschen mit Gänsehaut und Begeisterung im Kino zurückließ — so unfassbar genial war seine märchenhafte Abrechnung mit dem spanischen Franco-Regime.
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