Stürmische Leidenschaft

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Liebe, die weh tut

Emily Brontës „Sturmhöhe“ wurde mehr als ein Dutzendmal verfilmt, zuletzt im Jahr 2011. Knapp 20 Jahre zuvor brillierten Juliette Binoche und Ralph Fiennes in den Rollen der unglücklichen Liebenden Cathy und Heathcliff, deren Leben von seinem Hass zerfressen wird.
Cathy und Heathcliff wachsen als Geschwister auf. Er ist jedoch ein Waisenkind, das von ihrem Vater wie ein Sohn erzogen wird. Doch nach dem Tod des alten Mannes degradiert Cathys Bruder Hindley den armen Heathcliff zum Stallburschen. Die Liebe zwischen Cathy und Heathcliff lebt jedoch fort – bis sie den reichen Edgar heiratet und aus Heathcliffs Leidenschaft bitterer Hass wird.

Bis heute ist Peter Kosminskys Version der Geschichte, Stürmische Leidenschaft, die eindringlichste Adaption des Romans. Wo frühere Werke sich zu sehr im zuckersüßen Kitsch verloren und neuere bei der Besetzung Abstriche machen mussten, ist Kosminskys Version ein in jeder Beziehung überragend. Die Chemie zwischen Juliette Binoche und Ralph Fiennes ist elektrisierend. Sie spielen kraftvoll und verlieren sich in den herrlich poetischen Dialogen, die davon zeugen, welch Gram ihrer beider Liebe ihnen einbringt. Der Film scheut nicht davor zurück, in die dunklen Ecken dieser Geschichte vorzudringen. Es ist keine Romanze, die hier zum Tragen kommt. Stattdessen offeriert der Film Einblick in die Seele eines zutiefst zerrissenen Mannes, der so unendlich zärtlich sein kann, dessen Liebe jedoch in bitteren Hass umschlägt, als er nicht haben kann, was er begehrt.

Eindringlich gespielt und prächtig fotografiert, gibt es nur einen echten Kritikpunkt: Stürmische Leidenschaft hätte etwas länger sein müssen. Die Jahre im Leben der Protagonisten verfliegen viel zu schnell, etwas mehr Raum zur Entfaltung der Figuren und der Geschichte wäre gern gesehen gewesen. Doch auch so ist diese Brontë-Adaption meisterlich darin, eine zeitlos schöne Geschichte von einem ins andere Medium zu transportieren.

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