Assault - Anschlag bei Nacht (1976)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Hölle, das sind die anderen

Mit seinem zweiten Film erweist John Carpenter seinem Idol Howard Hawks die Ehre. Assault – Anschlag bei Nacht ist seine Verbeugung vor Rio Bravo, dem Western, in dem John Wayne als Sheriff mit wenigen Mitstreitern in seinem Büro von den Schurken belagert wird. Bei Carpenter ist die Bedrohung vollkommen gesichtslos, eine monotone Masse mörderischer Männer, die bar jeder Emotion wie eine Welle gegen die Klippen preschen.

Irgendwo in L.A. soll ein Polizeirevier geschlossen werden. Nur eine Notbesetzung hält noch die Stellung. Zur gleichen Zeit wird andernorts ein Mädchen erschossen. Der Vater rächt sich und muss vor der Überzahl der schwer bewaffneten Gang-Mitglieder fliehen. Er rettet sich in die besagte Polizeistation. Die eingeschlossenen Polizisten und Häftlinge müssen das Revier gemeinsam verteidigen.

In den Fokus gerückt werden dabei zwei ungleiche Helden. Wie auch später bei vielen Carpenterschen Heldenfiguren bleibt einer ein Mysterium, wegen dem er jedoch umso faszinierender ist. Die Position des Außenseiters wird hier von Napoleon Wilson eingenommen, der nicht nur für das Publikum ein Mysterium bleibt. Jeder spricht von den Taten, die er begangen hat, aber was diese genau waren, erfährt man nicht. Obwohl die Gruppe als solches zusammenhält und miteinander gegen den Feind kämpft, ist doch jeder auf gewisse Weise von dem anderen isoliert, da die Gefangenen, die nun ebenfalls um ihr Leben kämpfen müssen, genauso wie der Polizist Bishop dem jeweils anderen eigentlich nicht trauen können. Im gemeinsamen Kampf um ihr Leben finden sie jedoch einen Konsens, der sie schließlich zum Triumph führt.

Carpenter offenbart hier seine Vorliebe, die Herkunft des Schreckens ungenannt zu lassen. Als Zuschauer erfährt man zwar, dass die Bandenmitglieder den Tod einiger ihrer Kameraden durch Polizisten rächen wollen, aber die im Revier eingesperrten Charaktere haben hiervon keine Ahnung. In späteren Filmen ging Carpenter sogar soweit, nicht einmal mehr dem Publikum eine Erklärung anzubieten, sondern die Existenz des Bösen einfach als gegeben hinzunehmen.

Assault – Anschlag bei Nacht ist Simplizität in Reinkultur, ein auf Aktion und Reaktion getrimmter Film, der nicht nur Rio Bravo zitiert, sondern auch Gefühl und Ausstrahlung puren Horrors besitzt.

Capelight veröffentlicht den Film nun als Einzel-Blu-ray. Im Mai gab es schon ein umfangreicheres Set mit mehr Bonusmaterial, das bei der Einzelveröffentlichung fehlt. Fans des Hochspannungsfilms sollten darum überlegen, zum Mediabook zu greifen. Die dort enthaltene Dokumentation über die scheinbar verschwundene Hauptdarstellerin Laurie Zimmer ist hochinteressant.
 

Assault - Anschlag bei Nacht (1976)

Mit seinem zweiten Film erweist John Carpenter seinem Idol Howard Hawks die Ehre. „Assault – Anschlag bei Nacht“ ist seine Verbeugung vor „Rio Bravo“, dem Western, in dem John Wayne als Sheriff mit wenigen Mitstreitern in seinem Büro von den Schurken belagert wird. Bei Carpenter ist die Bedrohung vollkommen gesichtslos, eine monotone Masse mörderischer Männer, die bar jeder Emotion wie eine Welle gegen die Klippen preschen.

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