Beat the World

Eine Filmkritik von Birgit Aka

Parkour meets Street Dance

Tanzcrews aus aller Welt treffen sich in Detroit zum großen Showdown: Der Beat-The-World Wettbewerb, bei dem man Hip-Hop-Weltmeister werden und viel Geld gewinnen kann. Vor diesem fiktiven Hintergrund demonstriert Robert Adetuyi in seinem Film Beat The World die tatsächliche Vielseitigkeit und Internationalität des Hip-Hops und bindet als erster auf sehr gelungene Art und Weise die Sportart Parkour in einen Street Dance Film ein.
Drei Tanzcrews mit unterschiedlichen Tanzstilen bereiten sich auf den Beat-the-World Wettbewerb vor, den vor allem die einzelnen Crewleader unbedingt gewinnen möchten. Yuson (Tyrone Brown), der Chef von Fusion aus Detroit, möchte endlich den amtierenden Weltmeister und Star der Flying Steps aus Berlin, Eric (Christian Loclair), schlagen. Dafür kommt er auf die ungewöhnliche Idee, Parkour-Elemente in seine Choreographie zu integrieren. Gleich die erste Sequenz des Films demonstriert eindrucksvoll, was Parkour ist. Yuson und Justin (Chase Armitage) rennen über die Dächer Detroits, wobei sie den Hindernissen, die sich ihnen in den Weg stellen, nicht ausweichen, sondern sie kunstvoll überwinden. Hochhäuser werden erklettert, Hochhausschluchten übersprungen und dabei Abwasserrohre, Garagen und Mauern akrobatisch in den Lauf eingebunden. Doch das Erlernen der schwierigen Parkour-Bewegungen fällt nicht leicht und nicht alle Mitglieder von Fusion sind von Yusons Idee begeistert. Yuson konzentriert sich immer mehr auf das Tanzen und vernachlässigt dadurch seine Freundin Maya (Mishael Morgan), was zu Beziehungsproblemen führt. Dabei hofft er, durch einen Erfolg beim Contest bekannt genug zu werden, um mit dem Tanzen Geld verdienen und somit in den Augen der erfolgreichen BWL-Studentin Maya bestehen zu können.

Yusons Widersacher Eric ist ein Star der Street Dance Szene. Der Erfolg ist ihm zu Kopf gestiegen und er glaubt, alles haben zu können, was er möchte. Insbesondere bei den Frauen nutzt er sein Image schamlos aus. Obwohl er eigentlich nicht Chef der Flying Steps ist, möchte er die Gruppe bestimmen. Gegen Erics Arroganz wehrt sich schließlich ausgerechnet seine eher stille Teamkollegin und Ex-Freundin Nina (Stephanie Nguyen).

Wie Yuson erhofft sich die Gruppe Revolution um die attraktive und zielstrebige Olivia (Kristy Flores) finanzielle Unabhängigkeit. Zudem sucht sie durch das Tanzen einen Ausweg aus der Favela-Welt Rio de Janeiros. Doch Carlos (Shane Pollard) verwettet das Reisegeld, das sich die Truppe mühsam durch Sambashows für Touristen zusammengespart hatte. Er begibt sich notgedrungen in die Fänge eines Kredithais, so dass sich der Druck auf die Tänzer erhöht. Schließlich sind sie trotz allem eine Art Familie und brauchen, da sie gemeinsam für Carlos‘ Fehler einstehen wollen, das Preisgeld des Wettbewerbs nun noch dringender.

Nur ein Drittel des Filmes wird diesen Vorgeschichten um Yuson, Eric und Olivia gewidmet; dann treffen sich die Protagonisten beim Wettbewerb, wo sich die Plots zuspitzen. So bleibt viel Zeit für lange Tanzszenen, in denen der Zuschauer auch andere Gruppen (wie die auch in Realität existierenden Baby Boys oder Gogo-Brothers) und somit viele verschiedene Tanzstile zu sehen bekommt. Breaking, Popping, Locking, Crumping, aber auch House und Latin – alles wird gezeigt und durch die Parkour-Szenen der Gruppe Fusion ergänzt. Die Vielfältigkeit und Internationalität, die die Tanzwelt tatsächlich prägen, werden von diesen Tanzszenen gespiegelt. Authentischer wäre es allerdings gewesen, die brasilianische Crew Revolution auch mit Brasilianern zu besetzen beziehungsweise eine existierende Gruppe mit ins Boot zu holen. Das ist mit den Flying Steps aus Berlin sehr gut gelungen; die Tänzer haben ein fantastisches tänzerisches Niveau und insbesondere Stephanie Nguyen beeindruckt.

Großartig sind auch die Parkour-Sequenzen um den Star der Szene, Chase Armitage, sowie die Soli der Protagonisten auf den Dächern Rio de Janeiros, Berlins und Detroits, wobei die brasilianische Metropole den schönsten Hintergrund liefert. Inhaltlich ist die Einbindung des brasilianischen Kontexts jedoch nicht gut gelungen, da der Film in dieser Hinsicht ausschließlich mit unhinterfragten Stereotypen arbeitet. Zudem kann die brasilianische Crew tänzerisch mit den anderen Gruppen nicht mithalten. So stellt sich die Frage, ob sich Regisseur und Drehbuchautor Robert Adetuyi in seiner Erzählung nicht besser auf zwei Gruppen konzentriert hätte. Damit wäre auch noch mehr Raum für den Plot um die Flying Steps-Tänzer sowie für die wirklich großartige Idee der Einbindung von Parkour geblieben.

Beat the World ist mit seinen tollen Tanzsequenzen also vor allem ein Film für Street-Dance- und Parkour-Fans und zeigt schlüssig, wie sich der Street-Dance durch die Inspiration aus anderen Bereichen auf vielfältige Weise weiterentwickelt. Zudem weist der Film einen tollen Soundtrack auf, für den der Musik-Produzent Frank Fritzpatrick anerkannte Hip Hop-, R&B- und Reggae-Musiker aus verschiedenen Ecken der Welt zusammengeholt hat.

Beat the World

Tanzcrews aus aller Welt treffen sich in Detroit zum großen Showdown: Der Beat-The-World Wettbewerb, bei dem man Hip-Hop-Weltmeister werden und viel Geld gewinnen kann. Vor diesem fiktiven Hintergrund demonstriert Robert Adetuyi in seinem Film „Beat The World“ die tatsächliche Vielseitigkeit und Internationalität des Hip-Hops und bindet als erster auf sehr gelungene Art und Weise die Sportart Parkour in einen Street Dance Film ein.
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