Sieben Tage ohne Gnade

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Ein Haufen Fleisch. Mehr nicht."

Gut 30 Jahre vor Terrence Malick verfilmte Andrew Marton (König Salomons Diamanten) James Jones‘ Roman The Thin Red Line. Anders als im 1998er-Film gibt es in Sieben Tage ohne Gnade auch eine Erklärung für den Titel. Er geht auf ein altes Sprichwort aus dem Mittelwesten zurück, an das sich Captain Stone erinnert: „There’s only a thin red line between the sane and the mad.“
Es ist nur ein schmaler Grat zwischen der Vernunft und dem Wahnsinn, als die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg die Pazifikinsel Guadalcanal einnehmen wollen und sollen. Es ist ein erbarmungsloser Dschungelkrieg, der zahllose Opfer fordert. Private Doll (Keir Dullea), der gerade erst geheiratet hat, ist dem Wahnsinn des Kriegs ausgesetzt. Fällt es ihm erst noch schwer zu töten, ist das schon bald kein Problem mehr, wie sein Vorgesetzter Sgt. Welsh (Jack Warden) feststellt. Und zu töten gibt es viel, bei der Erstürmung einer Bergformation, die man nur den tanzenden Elefanten nennt.

In vielerlei Hinsicht ist Martons Film dem späteren Werk von Malick überlegen. Ihm fehlt natürlich das kontemplative Element ebenso wie die graphische Darstellung des Todes. Aber dafür ist er in seiner Erzählform präziser und leichter zugänglich. Wo Sieben Tage ohne Gnade in technischer Hinsicht mit heutigen Filmen nicht mithalten können mag, überzeugt er durch eine dichte Charakterisierung, die prägnant zeigt, wie der Krieg, wie das Töten auf Menschen wirken kann. Im Krieg gibt es keine Helden, das ist dem Philosophen Welsh klar, aber letzten Endes handelt er wie ein Held – und stirbt darum auch wie einer. Während Doll am anderen Ende des Spektrums überlebt, ohne ein Held zu sein, sondern weil die Angst ihn beinahe zum tollwütigen Tier gemacht hat.

In einer Zeit, in der Kriegsfilme vor allem mit Hurra-Patriotismus aufwarteten, ist Sieben Tage ohne Gnade ein Werk, das sich mit den moralischen Fragen des bewaffneten Konflikts auseinandersetzt. Wie auch die moderne Version der Geschichte geht es im Kern um die Frage, wie Menschen sich im Krieg verändern und was sie tun müssen, um ihn zu überleben. Anhand zweier Männer zeigt der Film exemplarisch, wie aus einem Mann ein Soldat und aus einem Soldaten ein Mann wird.

Sieben Tage ohne Gnade

Gut 30 Jahre vor Terrence Malick verfilmte Andrew Marton („König Salomons Diamanten“) James Jones‘ Roman „The Thin Red Line“. Anders als im 1998er-Film gibt es in „Sieben Tage ohne Gnade“ auch eine Erklärung für den Titel. Er geht auf ein altes Sprichwort aus dem Mittelwesten zurück, an das sich Captain Stone erinnert: „There’s only a thin red line between the sane and the mad.“
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