Caligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ben Hur des Pornos

Nun gibt es Tinto Brass‘ Skandalfilm Caligula in High Definition und auf dem freien Markt – die limitierte NSM-Fassung ist ja nur als Import aus Österreich zu haben. Das ist eigentlich ein Grund zur Freude, allerdings verheißt der Cover-Vermerk der „offiziellen FSK-18-Fassung“ nichts Gutes. Denn natürlich hat der Film eine deutlich längere Laufzeit als 129 Minuten.
Es gibt verschiedene Fassungen des Films, dies ist eine sehr gekürzte. Die längste Fassung läuft etwa 156 Minuten, die DVD-Fassung mit SPIO-Siegel immerhin noch 142 Minuten. Die hier vorliegende Veröffentlichung hat damit fast eine halbe Stunde an Material verloren.

Erzählt wird die Geschichte vom Aufstieg und Fall des verrückten Kaisers Caligula, der seinen Vater beerbt und als neuer Herrscher über Rom immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Er demütigt und exekutiert, wer ihm nicht gefällt, ergeht sich in gewalttätigen Orgien und verleiht seinem Pferd Amtswürden.

1979 geriet der Film zum handfesten Skandal, was man auch in der kürzeren Fassung noch durchaus erkennen kann. Was es hier nicht mehr gibt, sind die Hardcore-Porno-Szenen, für die aber ohnehin nicht die Stars wie Malcolm McDowell oder Helen Mirren zur Verfügung standen. Vielmehr wurde das Material später noch eingefügt, nachdem man es mit anderen Mimen gedreht hatte. Ob man gerade die Porno-Einlagen benötigt, muss jeder für sich entscheiden.

Auf jeden Fall gestaltet sich Caligula ausgesprochen gewöhnungsbedürftig. Dafür sorgen schon die Set-Designs, die das Ganze eher so aussehen lassen, als wäre es im Nahen Osten und nicht in Rom verortet. Die zahlreichen Innenaufnahmen erwecken dabei oft das Gefühl, einem Theaterstück beizuwohnen, was noch dadurch verstärkt wird, dass die Schauspieler durch die Bank extrem chargieren. Allen voran natürlich McDowell, der schreit und grimassiert und herumhampelt – eben genauso, wie man sich einen verrückten Kaiser vorstellt.

Caligula ist ein groteskes Werk, mitunter in seinen Designs schön, dann auch mit geschmackvollen Szenen, letzten Endes aber eher ein Angriff auf den guten Geschmack, wenn die Abgründe des kaiserlichen Treibens unter Tinto Brass’ auf Sensationslust setzender Inszenierung zwar abstoßen, zumindest aber auch eine gewisse Faszination verströmen. Schade nur, dass die vorliegende Fassung nicht nur gekürzt ist, sondern auch bei den Extras nichts zu bieten hat. Interessierte sollten darum nach der NSM-Veröffentlichung Ausschau halten, da es dort mit umfangreichem Making-of und weiteren Dokumentationen aufschlussreiches Hintergrundmaterial zu bestaunen gibt.

Caligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen

Nun gibt es Tinto Brass‘ Skandalfilm „Caligula“ in High Definition und auf dem freien Markt – die limitierte NSM-Fassung ist ja nur als Import aus Österreich zu haben. Das ist eigentlich ein Grund zur Freude, allerdings verheißt der Cover-Vermerk der „offiziellen FSK-18-Fassung“ nichts Gutes. Denn natürlich hat der Film eine deutlich längere Laufzeit als 129 Minuten.
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