Der blutige Pfad Gottes (1999)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Schuldigen müssen bestraft werden

Lange Zeit war Troy Duffys Kultfilm Der blutige Pfad Gottes indiziert. Dies ist nicht länger der Fall, weswegen Rechteinhaber Capelight nun auch einen größeren Markt bedienen kann. Dementsprechend gibt es nun auf DVD und Blu-ray eine Special Edition, die keine Wünsche offen lässt – und die sich sogar den Luxus erlaubt, den Regisseur Troy Duffy in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen.

Die Brüder Connor (Sean Patrick Flanery) und Murphy McManus (Norman Reedus) leben in Boston und töten zwei Mitglieder der Russenmafia in Notwehr. Die Öffentlichkeit erklärt sie zu Helden und die zwei beschließen, dass es noch weit mehr Abschaum gibt, den man vom Angesicht der Erde tilgen muss. Sie rüsten sich aus, rekrutieren noch ihren Kumpel Rocco, Spitzname: Funny Man, und machen sich daran, im organisierten Verbrechen aufzuräumen. Derweil versucht FBI-Agent Smecker (Willem Dafoe) herauszufinden, wer die Morde zu verantworten hat. Und der in Panik versetzte italienische Mafiapate Yakavetta (Carlo Rota) heuert den Auftragskiller Il Duce (Billy Connoly) an, um sich um die Brüder zu kümmern.

Es ist erstaunlich, wie stimmig Der blutige Pfad Gottes ist, da sich nie das Gefühl einstellt, das Debüt eines Mannes vor sich zu sehen, der zuvor kein anderes Drehbuch geschrieben und keinen Film inszeniert hatte. Aber Duffy hatte offenbar eine Vision und diese konsequent umgesetzt. Dabei erweist er sich als ein Regisseur mit großartigen visuellen Ideen. Highlights sind Agent Smeckers Visionen, wie sich die Morde abgespielt haben. Als Zuschauer sieht man die Action mit den Brüdern und zwischendrin steht Smecker, der sich vorstellt, dass es so und nicht anders ablief.

Mit irischem Flair versehen, ist dies ein quintessenzieller Actionfilm der 90er Jahre, hochenergetisch, visuell mitreißend und in seiner Coolness unübertroffen. Als Vigilanten stehen die McManus-Brüder in der Tradition des rot sehenden Mannes und des Punishers, aber in Verbindung mit der religiösen Komponente werden sie zu mehr als nur Selbstjustizlern — sie werden Racheengel.

Die Limited Edition mit zwei Disks strotzt vor Bonusmaterial. Am Interessantesten ist jedoch die abendfüllende Dokumentation Overnight, die 1997 einsetzt und zeigt, wie Troy Duffy erst zum neuen Wunderkind und dann zum Paria wurde. Das Material gibt interessante Einblicke, weil es ganz nah an seinem Subjekt dran ist. Möglich war das, weil Duffy groß träumte: Er wollte damals nicht nur einen Film, und mit seiner Band den Soundtrack dazu, sondern auch gleich noch eine Dokumentation über diese Erfahrung machen. Das Material wurde dann aber von den ehemaligen Managern der Band zu einem Film zusammengefügt. Man darf zwar davon ausgehen, dass hier durchaus versucht wird, ein besonders schlechtes Bild des Regisseurs zu zeichnen, aber dennoch kann man nicht umhin, angewidert zu sein – weniger vom Film, als vielmehr von Duffy. Denn der Mann zeigt sich mit seiner grenzenlosen Arroganz und seiner Fäkalsprache wahrlich nicht von seiner besten Seite. Teilweise hat man das Gefühl, einem Größenwahnsinnigen zuzusehen.

Aber egal, wie Troy Duffy privat auch sein mag, den Spaß an Der blutige Pfad Gottes kann dies nicht trüben. Dies ist ein waschechter Kultfilm, der dieses Siegel auch verdient, und das in einer Edition, die dem Werk mehr als angemessen ist.
 

Der blutige Pfad Gottes (1999)

Lange Zeit war Troy Duffys Kultfilm „Der blutige Pfad Gottes“ indiziert. Dies ist nicht länger der Fall, weswegen Rechteinhaber Capelight nun auch einen größeren Markt bedienen kann. Dementsprechend gibt es nun auf DVD und Blu-ray eine Special Edition, die keine Wünsche offen lässt – und die sich sogar den Luxus erlaubt, den Regisseur Troy Duffy in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen.

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