Eden (2012)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Das Paradies liegt anderswo

Die 19-jährige Jae will nur einen netten Abend mit ihrer Freundin in einer Bar verbringen. Doch dann entpuppt sich der junge, hübsche Feuerwehrmann, der Jae nach Hause bringen will, als Mitglied einer Verbrecherbande, die sich auf Prostitution und Menschenhandel spezialisiert hat. Und ehe sie sich versieht, befindet sich Jae zusammen mit einer Gruppe anderer Mädchen eingekerkert unter strenger Bewachung in einem alten Lagerhaus. Es gibt kein Entkommen. Wer es trotzdem versucht oder nicht gehorcht, muss mit Folter oder Tod rechnen.
Die von Megan Griffiths erzählte Geschichte ist so furchtbar – sie muss einfach wahr sein. Und das ist sie auch. Das von Richard B. Phillips verfasste Drehbuch entstand tatsächlich unter Mithilfe von Chong Kim, auf deren Erlebnissen es beruht. Kim ist selbst verschleppt worden und war darauf hin zwei Jahre in der Gewalt ihrer Zuhälter. Sicherlich sollte man nicht jedes Ereignis auf die Goldwaage legen, aber es ist doch offensichtlich, dass die Macher von Eden Ahnung von ihrem Stoff hatten. Und genau das macht ihn so schwer verdaulich. Dass er die Geschehnisse schonungslos zeigt ohne ausbeuterisch damit umzugehen, muss dem Film als Stärke angerechnet werden.

Von Anfang an wird deutlich, wie hoffnungslos die Situation für Jae (die kurzerhand in Eden umbenannt wird) und die anderen entführten Frauen ist. Vielleicht hätte sie noch entkommen können, wenn sie nicht zu dem netten Feuerwehrmann ins Auto gestiegen wäre. Von da an gab es keine Chance mehr. Weder in der Lagerhalle, wo sie mit den anderen in kleine Kabinen eingepfercht ist, noch auf den täglichen Trips zu Filmproduktionen, zu Partys oder zu ihren Freiern, bietet sich einen Möglichkeit zur Flucht – die Frauen stehen unter ständiger Bewachung. Für Heldinnen ist in der schmutzigen Welt des Frauenrings kein Platz, wer nicht spurt wird aus dem Weg geräumt. Eine der stärksten Szenen des ganzen Films zeigt wie Jae bei ihrem ersten Freier-Besuch zu flüchten versucht, aber wieder eingefangen und bestraft wird.

Jae, zurückhaltend aber trotzdem überzeugend gespielt von Jamie Chung (Sucker Punch), ist nach diesem Vorfall nicht gebrochen. Aber sie weiß, dass ihr die Flucht auf normalem Weg nicht gelingen wird. War in Eden bis zu diesem Zeitpunkt alles entweder schwarz oder weiß und die Fronten zwischen den fiesen Zuhältern und unschuldigen Frauen trennscharf, begibt sich der Film dann in einen moralischen Graubereich. Jae kollaboriert mit dem Bösen (in Person ihres cracksüchtigen Aufpassers Vaughan — toll: Matt O’Leary), um sich selbst zu retten. War der Zuschauer bis dahin nur schockiert, wird er nun in ein schwindelerregendes Gefühlswirrwarr gezerrt, das vielleicht sogar noch schwerer zu ertragen ist.

Eden hat durchaus einige erzählerische Schwächen. Nicht immer schafft es Griffith, die Geschichte richtig voranzutreiben. Trotzdem ist ihr ein verstörender Film gelungen und ein wichtiger, der dem Zuschauer einen Einblick in das menschenverachtende und gleichzeitig höchst lukrative Business der Zwangsprostitution erlaubt. Die Ereignisse des Films spielen sich nicht etwa auf der Südhalbkugel, sondern im Herzen der USA ab. Gedeckt von der Polizei können die Menschenhändler nach Belieben schalten und walten. Somit ist Eden auch ein Hilfeschrei, nicht wegzuschauen, wie es die beiden älteren Damen in der bereits erwähnten Szene tun: Jae hat den Freier gebissen und rennt mit blutverschmiertem Mund um Hilfe schreiend durch die Gärten. Doch ihr Aufpasser bekommt sie zu fassen und schleppt sie einfach weg. Die beiden Damen gucken einfach nur. Tun aber nichts.

Eden (2012)

Die 19-jährige Jae will nur einen netten Abend mit ihrer Freundin in einer Bar verbringen. Doch dann entpuppt sich der junge, hübsche Feuerwehrmann, der Jae nach Hause bringen will, als Mitglied einer Verbrecherbande, die sich auf Prostitution und Menschenhandel spezialisiert hat. Und ehe sie sich versieht, befindet sich Jae zusammen mit einer Gruppe anderer Mädchen eingekerkert unter strenger Bewachung in einem alten Lagerhaus. Es gibt kein Entkommen. Wer es trotzdem versucht oder nicht gehorcht, muss mit Folter oder Tod rechnen.
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