Sushi Girl

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine starre Schönheit unter wilden Gangstern

Der blasse, verhärmt wirkende Mann, der gerade aus der Haft entlassen wird, ruft vom Gefängnis aus seine Familie an, spricht ein paar unbeholfene Worte mit seinem Sohn und wird dann von seiner Frau schlichtweg abgehängt. Allein mit seiner Freiheit im Gepäck tritt Fish (Noah Hathaway) vor die Tore, wo ihn ein Wagen mit Fahrer erwartet. Unwillig steigt er ein, sorgenvoll erwähnt er, dass er den Mund gehalten habe und nicht wisse, wo „sie“ seien und was „er“ von ihm wolle, und wird durch die regnerische Dunkelheit zu einem abgelegenen Ort gebracht. Dort hat der Gangsterboss Duke (Tony Todd) ein mondänes Willkommensessen für Fish organisiert, zu dem mit dem eitlen Crow (Mark Hamill), dem aggressiven Max (Andy Mackenzie) und dem moderaten Francis (James Duval) auch die anderen Komplizen eines Raubüberfalls erscheinen, den diese illustre Crew vor sechs Jahren, fünf Monaten und siebzehn Tagen verübt hat. Die aus kostbaren Diamanten bestehende Beute ist unauffindbar, und rasch wird deutlich, dass Duke Fish verdächtigt, die Steinchen versteckt zu haben, und im Ambiente einer nackten Schönheit (Cortney Palm), die als wohl lebendiges, aber bewegungsloses „Tablett“ für japanische Sushi-Spezialitäten dient, wird Fish in brutalster Weise gefoltert, während auch die Animositäten der übrigen Gangster untereinander immer heftiger zum Ausbruch kommen …
Ein Abend, ein Raum, eine überschaubare Anzahl markanter Protagonisten, ein Verräter, eine sich zuspitzende Atmosphäre voll unflätiger Dialoge und Gewalt sowie eine überraschende finale Wendung bilden das solide Gerüst von Sushi Girl, der in eingestreuten Rückblicken die Geschichte eines außer Kontrolle geratenen Coups skizziert, der nun seinen Tribut fordert. Kulinarische und kulturelle Komponenten werden kontrastiv mit Trash-Elementen und Referenzen zu Gangster-Klassikern kombiniert, so dass der Film mitunter sein Potenzial an originärer Gestaltungskraft auch durch das ausführlich geratene Zelebrieren von Grausamkeiten allzu kräftig relativiert. Die Charaktere – dargestellt von stimmigen Krachern wie Tony Todd, Mark Hamill und Andy Mackenzie sowie der filigran agierenden Cortney Palm – werden unterhaltsam angerissen, doch es ist letztlich die verborgene, tragische Pointe, die Sushi Girl auch jenseits seiner Reminiszenz an Quentin Tarantinos Frühwerk zu einem durchaus sehenswerten Spielfilmdebüt von Kern Saxton geraten lässt, der damit offenbar eine engagierte Stilübung mit ansprechenden, teilweise dann doch ein wenig orientierungslosen Details vollführt hat.

Sushi Girl

Der blasse, verhärmt wirkende Mann, der gerade aus der Haft entlassen wird, ruft vom Gefängnis aus seine Familie an, spricht ein paar unbeholfene Worte mit seinem Sohn und wird dann von seiner Frau schlichtweg abgehängt. Allein mit seiner Freiheit im Gepäck tritt Fish (Noah Hathaway) vor die Tore, wo ihn ein Wagen mit Fahrer erwartet. Unwillig steigt er ein, sorgenvoll erwähnt er, dass er den Mund gehalten habe und nicht wisse, wo „sie“ seien und was „er“ von ihm wolle, und wird durch die regnerische Dunkelheit zu einem abgelegenen Ort gebracht.
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