Um Klassen besser

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Frauenpower für eine bessere Welt

Nicht nur in Deutschland ärgern sich Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen über die Schwächen des Bildungssystems. Vor allem in den USA ist der eklatante Qualitätsunterschied zwischen öffentlichen und privaten Schulen immer wieder ein Thema. Um Klassen besser beleuchtet dieses Problem aus verschiedenen Perspektiven, bleibt dabei aber bedauerlicherweise ein durchschnittliches, sehr amerikanisches Feel-Good-Movie.
Weil Tochter Malia (Emily Alyn Lind) mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche in ihrer Klasse unterzugehen droht, setzt Jamie (Maggie Gyllenhaal) alle Hebel in Bewegung, um einen Klassenwechsel zu erreichen. Bald jedoch muss sie merken, dass sie gegen Windmühlen kämpft. Eine Privatschule kann Jamie trotz ihrer zwei Jobs nicht bezahlen und in der öffentlichen Schule scheint sich niemand für das Einzelschicksal ihrer Tochter zu interessieren. Als Jamie durch Zufall erfährt, dass ein Gesetz Eltern und Lehrern erlaubt, beim Scheitern der bisherigen Administration eine Schule zu übernehmen, sieht sie hierin ihre einzige Chance. Mit ihrem unermüdlichen Optimismus überzeugt sie die ebenfalls frustrierte Lehrerin Nona (Viola Davis) und gemeinsam nehmen sie den schier ausweglosen Kampf gegen die Behörden auf. Dabei haben sie nicht nur mit dem Misstrauen der Eltern zu kämpfen, sondern auch mit der Gewerkschaft. Wenn die Lehrer sich für dieses Projekt engagieren, verlieren sie automatisch ihre berufliche Sicherheit.

Viele der dargestellten Problemfelder sind uns wohl bekannt: zu große Klassen, erschöpfte und demotivierte Lehrer und Eltern, die nicht bereit sind, ihren Anteil an der Bildung ihrer Kinder zu leisten. Andere Aspekte, wie der Streit mit der Gewerkschaft, sind uns weitgehend fremd. Vielleicht hat Regisseur Daniel Barnz nicht damit gerechnet, dass sein Film die Landesgrenzen überschreiten würde oder ihm waren diese Unterschiede nicht bewusst. Fakt ist, dass er den Zuschauer mit einem viel zu hohen Tempo durch die erste halbe Stunde seiner Erzählung hetzt, um die komplexen Randbedingungen der Geschichte auch als Nicht-Amerikaner zu verstehen. Es ist jedoch glücklicherweise gar nicht notwendig, jede bürokratische Herausforderung nachzuvollziehen, die Jamie und Nona im Laufe ihres Kampfes für eine neue Schule meistern müssen. Um Klassen besser ist nicht nur eine Geschichte über die Makel des amerikanischen Schulsystems, sondern vor allem über bürgerschaftliches Engagement. Nicht umsonst werden die friedlichen Demonstrationen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erwähnt.

Im Film sind es jedoch keine Afroamerikaner, die für ihre Rechte als amerikanische Staatsbürger kämpfen, sondern eine andere im Mainstream-Kino oft marginalisierte Gruppe: Frauen. Der hohe Anteil tragender Frauenrollen in Um Klassen besser ist extrem auffällig. Zudem sind es im Film grundsätzlich die Frauen, die den Männern moralisch überlegen sind und an vorderster Front kämpfen. Dabei bilden die quirlige Jamie und die fast depressiv wirkende Nona ein Gegensatzpaar und wirken leider gerade in dieser Kontrastierung nicht ganz glaubwürdig. Das ungleiche Frauen- und Mütter-Duo ist einfach zu offensichtlich als solches konstruiert. Während sie einzeln genommen als Charaktere weniger überzeugen, verleihen sie durch ihre unterschiedlichen Perspektiven dem Kernthema des Films Glaubwürdigkeit. Um Klassen besser ist kein Film über Lehrer und ebenso wenig über Eltern, sondern ein Film über Lehrer UND Eltern, der die Nöte beider Seiten zeigt. Ganz so differenziert, wie es zunächst scheint, ist die Darstellung des Problems dann aber doch nicht, denn die Gewerkschaft bleibt bis zum Ende der personifizierte Übeltäter.

Um Klassen besser ist ein typisch amerikanischer Film. Die Gewerkschaftsdebatte ist letzten Endes ebenso ein typisch amerikanisches Thema wie der Kampf um Selbstbestimmung. Am Ende singt dann gar ein Kinderchor das Kennedy-Zitat: „Frag nicht, was dein Land für dich tun kann. Frag lieber, was du für dein Land tun kannst.“ Und auch der Film selbst ist deutlich ein Kind der amerikanischen Kinokultur: Weder die obligatorische Gruppentanzszene in der Mitte, noch die pathetische Rede am Ende darf hier fehlen. So ist es nicht das uns fremde Bildungssystem, das uns den Zugang zu dieser Geschichte erschwert, sondern die Hollywooddramaturgie, die dem Konzept den notwendigen Realismus nimmt.

Trotz aller Schwächen des Films bleibt Daniel Barnz hoch anzurechnen, dass in seinem Film weibliche Figuren eine besonders starke Präsenz entfalten. Bemerkenswert ist auch, dass die Frauen hier für Träume kämpfen, die nichts mit Schimmeln und Prinzen, sondern mit Bildung und beruflichem Erfolg zu tun haben.

Um Klassen besser

Nicht nur in Deutschland ärgern sich Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen über die Schwächen des Bildungssystems. Vor allem in den USA ist der eklatante Qualitätsunterschied zwischen öffentlichen und privaten Schulen immer wieder ein Thema.
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