Gangsters

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Bank als Bühne

Die besten Geschichten schreibt das Leben? Mag sein, aber wenn Drehbuchautoren und Regisseure damit durch sind, erscheint das Reale auch nur wie ein Fernsehfilm-der-Woche. Gangsters eben, der die Lebensgeschichte von Edwin Boyd nacherzählt. Kennen Sie nicht? Kein Wunder, der kanadische Bankräuber ist schließlich keine „Legende“ wie Bonnies Clyde. Aber vielleicht war er der erste Bankräuber der Welt, der seinen Beruf als legitimen Weg ansah, berühmt zu werden.
Edwin Boyd (Scott Speedman) lebt ein mieses Leben. Er kann sich nichts leisten und seiner Familie nichts bieten. Der Traum von der Schauspielerei bleibt das: nur ein Traum. Da beschließt er, eine Bank zu überfallen. Es geht gut, sein Leben verbessert sich und er zieht weitere Coups ab. Doch dann wird er geschnappt, kommt in den Knast, lernt dort andere Bankräuber kennen und bricht mit ihnen aus. Die Boyd-Gang macht sich daraufhin sofort daran, noch mehr Banken auszuräumen, aber kann das gut gehen?

Gangsters erinnert ein wenig an Public Enemies. Er ist kleiner, weniger prätentiös, aber folgt einem ähnlichen Muster. Zugleich kopiert er auch die Schwächen dieses Films. Gangsters fühlt sich trotz überschaubarer Laufzeit überlang an. Immer wieder gibt es Leerlauf, dem Momente folgen, in denen man sich fragt, wie dumm die Hauptfigur eigentlich sein kann bzw. warum Boyd nicht längst inhaftiert wurde. Obschon eine wahre Geschichte, strapaziert Gangsters die Glaubwürdigkeit. Ein Problem ist auch, dass es dem Film nicht gelingt, dem Zuschauer Einblick in die Hauptfigur zu geben. Die Motivation erschließt sich nicht so recht. Das ist umso problematischer, da der dem Film nachgeschobene Text über das weitere Schicksal von Eddie Boyd in Zusammenhang mit den ersten Minuten des Films ein Bild des Mannes zeichnet, das so gar nicht zum Bankräuber passen mag. Menschen sind irrational, eine klarere Dechiffrierung der Gedankenmuster dieses Mannes hätte dem Film jedoch ungemein geholfen. So hat es den Anschein, als wäre der Bankräuber für ihn nur eine Rolle und die Berichte über den Raubzug erscheinen wie die Kritiken nach einer Vorführung. Auch das ist eine reizvolle Idee, die in Gangsters aber leider nicht gebührend ausgearbeitet wird.

Gangsters

Die besten Geschichten schreibt das Leben? Mag sein, aber wenn Drehbuchautoren und Regisseure damit durch sind, erscheint das Reale auch nur wie ein Fernsehfilm-der-Woche.
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