George Harrison: Living in the Material World

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von langer Hand geplant und sorgfältig vorbereitet feierte im September 2011 eine Dokumentation Premiere, auf die nicht nur unermüdliche Beatles-Fans gespannt gewartet haben: George Harrison: Living in the Material World von Martin Scorsese, der diesen Film über den individualistischen Musiker und ehemaligen Beatle gemeinsam mit dessen Witwe Olivia Harrison produziert hat. Der US-amerikanische Star-Regisseur mit einem Faible für berühmte Musiker, der bereits Bob Dylan, The Rolling Stones, The Band und Michael Jackson filmisch porträtiert hat und demnächst – so wird deutlich gemunkelt – einen Spielfilm über „The Voice“ Frank Sinatra mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle auf die Leinwand bannen will, hat für sein Projekt, mit brandheißem, teilweise bisher unveröffentlichtem Archivmaterial ein ausführliches Bild von George Harrison zu zeichnen, einige populäre Protagonisten vor die Kamera zitiert.
Es beginnt, wie es beginnen muss: mit The Beatles, einer der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte, die sich gegen Ende der 1950er Jahre in Liverpool formierte. Unter John Lennon, Paul McCartney und später Ringo Starr war George Harrison der Jüngste, der bei ersten wichtigen Auftritten in Hamburg, bei denen noch Pete Best und Stuart Sutcliffe mit von der Partie waren, nicht einmal achtzehn Jahre alt war und gewöhnlich in Nachtclubs nichts zu suchen hatte, wie Paul McCartney und Ringo Starr als überlebende Beatles berichten. Denn ebenso wie Eric Clapton, Tom Petty, Ravi Shankar, Jane Birkin, Yoko Ono, Terry Gilliam und Eric Idle von Monty Python – für die George Harrison unter anderem Das Leben des Brian / Life of Brian produzierte – sowie nicht zuletzt Dhani Harrison als Sohn und Olivia Harrison als Witwe berichten sie neben zahlreichen weiteren Weggefährten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit dem nicht selten als „stillen Beatle“ bezeichneten, 2001 im Alter von 58 Jahren verstorbenen Musiker.

Eingebettet in allzu bekannte und dann wieder völlig überraschende Archivaufnahmen von den wilden Zeiten der Beatles bis zu George Harrisons facettenreicher Solo-Karriere, während welcher er auch mit den Traveling Wilburys und mit Eric Clapton zusammenspielte, erhalten vor allem seine spirituellen und religiösen Haltungen und Bestrebungen Raum. Dabei spielt der indische Guru Maharishi mit seiner Transzendentalen Meditation ebenso eine Rolle wie George Harrisons Bekenntnis zum Hinduismus, das er Zeit seines Lebens beibehielt – und auch eine psychedelische Substanz namens LSD, über deren temporären Konsum ganz freimütig berichtet wird. Dabei erscheint George Harrison auch im Lichte der Interviews als ein Mann, der auch jenseits der Beatles ein großartiger Musiker und Mensch war, ein Botschafter der heute längst populären Weltmusik, der sich zuvorderst beim Konzert für Bangladesch von 1971 auch für wohltätige Zwecke eingesetzt hat.

Über drei Stunden unterhaltsame, vielschichtige Musikgeschichte präsentiert Martin Scorsese im Rahmen seines Porträts über George Harrison, das vom National Board of Review unter die fünf besten Dokumentationen des Jahres 2011 gewählt wurde. Wer nach der Sichtung der DVD George Harrison: Living in the Material World gerade keine alte Scheibe von damals parat hat, kann sich hübsche Versionen von „Here Comes The Sun“ und „Dispute and Violence“ von George Harrison und Ravi Shankar anhören, die neben einem Extra-Interview mit Paul McCartney, Damon Hill und Jeff Lynne als Bonus präsentiert werden.

George Harrison: Living in the Material World

Von langer Hand geplant und sorgfältig vorbereitet feierte im September 2011 eine Dokumentation Premiere, auf die nicht nur unermüdliche Beatles-Fans gespannt gewartet haben: „George Harrison: Living in the Material World“ von Martin Scorsese, der diesen Film über den individualistischen Musiker und ehemaligen Beatle gemeinsam mit dessen Witwe Olivia Harrison produziert hat.
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