Creature - Die Legende vom Monster aus dem Sumpf

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Im Louisiana-Sumpf abgesoffen

Debütant Fred Andrews will mit Creature dem Monsterfilm seiner Jugend frönen. Mit einem Mann im Gummikostüm und schnörkelloser Geschichte soll der Film praktisch wie eine Zeitreise zurück in die 80er Jahre sein. In mehr als einer Hinsicht ist Andrews geglückt, an die alte Zeit anzuknüpfen – aber leider nicht nur im positiven Sinne.
Ein paar Freunde sind in Richtung New Orleans unterwegs, bleiben jedoch in einem kleinen Kaff hängen, in dem sie von der Legende des Lockjaw, eines Monsters halb Mensch, halb Alligator, erfahren. Natürlich halten sie das Gerede für Unsinn und wollen die Hütte besichtigen, in der einst aus dem Mann ein Monster wurde. Doch ahnt keiner von ihnen, dass sie schnurstracks in eine Falle laufen, denn das Monster kann nur durch Opfergaben besänftigt werden …

Creature fühlt sich tatsächlich wie ein Relikt der 80er Jahre an. Allerdings bietet er nicht nur genreimmanente Stärken auf, sondern leidet auch an den üblichen Schwächen. Er ist in dieser Beziehung Ti Wests The House of the Devil nicht unähnlich, der die Erzählmuster eines B-Films der End-70er-Jahre perfekt imitiert, aber dabei soweit geht, dass er auch die schleichende Langeweile, die vielen B-Horrorfilmen jener Dekade zu eigen ist, perfekt nachahmt. So ähnlich ist es auch bei Creature, der einigermaßen lange braucht, um in Gang zu kommen. Bis das Monster auftaucht, verrinnen einige Körnchen in der Sanduhr. Als es dann da ist, versucht man aus der Not eine Tugend zu machen. Man zeigt es nur selten und hält nie lange mit der Kamera drauf. Weil es im Grunde halt doch nur ein Mann in einem Gummikostüm ist. Und dennoch hätte man gerne mehr gesehen, ist die Kreatur doch letzten Endes das Einzige, was den Film interessant macht.

Immerhin versucht Andrews zusammen mit seinem Ko-Autor Tracy Morse, aus dem Ganzen etwas mehr zu machen. So ist es nicht nur das Monster, das durch die Sümpfe schleicht und eine Gefahr darstellt. Es sind auch die Hinterwäldler, die es als eine Art Gott begreifen und gerne Menschenopfer darbringen. In manchen Sequenzen erinnert der Film somit an typische Backwoods-Streifen, in anderen kommt man aus dem Grübeln nicht mehr heraus, was die Verwandtschaftsverhältnisse der Figuren betrifft. Denn Creature leistet sich so manche schräge Wende, mit der das Publikum überrascht werden soll. So ganz stimmig mutet dies aber nie an. Auf Logik wird keinerlei Wert gelegt, auf überzeugende schauspielerische Leistungen auch nicht. Immerhin: Die Damen sind zeigefreudig, und ja, ihre weiblichen Vorzüge besitzen mehr Schauspieltalent als alle Darsteller dieses Films zusammen, inklusive Sid Haig, dessen Vorstellung von Schauspiel es zu sein scheint, den Kopf schief zu legen und mächtig zu grinsen.

Creature ist Horror der alten Schule, nur kein besonders guter. Denn auch früher gab es schon mehr als genug Billig-Schrott, der Monat für Monat die Videotheken verstopfte. Wie eine Hommage an die gute, alte Zeit wirklich aussehen muss, hat Adam Green mit Hatchet gezeigt. Creature ist indes nur die schmerzliche Erinnerung daran, dass früher auch nicht alles besser war und das Widerkäuen von 80er-Jahre-Klischees nicht per se unterhaltsam ist.

Creature - Die Legende vom Monster aus dem Sumpf

Debütant Fred Andrews will mit „Creature“ dem Monsterfilm seiner Jugend frönen. Mit einem Mann im Gummikostüm und schnörkelloser Geschichte soll der Film praktisch wie eine Zeitreise zurück in die 80er Jahre sein. In mehr als einer Hinsicht ist Andrews geglückt, an die alte Zeit anzuknüpfen – aber leider nicht nur im positiven Sinne.
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