The Devil´s Double

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Schauspieler, zwei Rollen, ein phänomenaler Film

Lee Tamahoris Film basiert auf Latif Yahias Buch Ich war Saddams Sohn, in dem er von seinen Erlebenissen als Doppelgänger des Diktatorensohns Uday berichtet. Was die Glaubwürdigkeit des Buches betrifft gibt es Zweifel. Nicht nur, bezüglich der Details, sondern im Grunde sogar, ob Uday überhaupt einen Doppelgänger hatte. Für den Film The Devil’s Double ist das irrelevant — er versteht sich ohnehin als fiktive Was-wäre-wenn-Erzählung.
Latif Yahia (Dominic Cooper) ist Soldat in der irakischen Armee. Da er Saddam Husseins Sohn Uday so ähnlich sieht, rekrutiert man ihn als dessen Doppelgänger. Dafür ist zwar Druck nötig, aber Latif beugt sich schließlich. Über Jahre hinweg fungiert er als Udays Doppelgänger und ist doch immer wieder entsetzt, was für ein Psychopath dieser Mann ist: Er ergötzt sich an Folter und entführt junge Mädchen von der Straße, die er vergewaltigt und tötet. Latif ist klar, dass auch er irgendwann eines von Udays Opfern werden wird – sollte er nichts dagegen unternehmen.

Seinem Thema zum Trotz ist The Devil’s Double kein politischer Film. Er befasst sich weniger mit der Situation im Irak und den Taten, die zu den Golfkriegen führten, sondern versteht sich mehr als Betrachtung des inneren Zirkels eines Diktators. Welchen Namen dieser dabei trägt, ist letztendlich nicht weiter von Belang.

Wie real auch immer Yahias Geschichte sein mag, der Film nimmt sie nur als Ausgangspunkt, bis hin zum Ende, das dramaturgisch notwendig ist, um einen abschließenden Höhepunkt zu bieten, doch von der Realität – selbst einer möglicherweise verdrehten – nicht weiter entfernt sein könnte. Aber es funktioniert, denn The Devil’s Double ist im Grunde auch die Geschichte eines Gangsters, der sich als Sohn des Diktators ein ausschweifendes Playboy-Leben leisten kann, das seinen soziopathischen Neigungen sehr gewogen ist. Grandios ist Dominic Cooper in der Doppelrolle des wahnsinnigen Uday und des besonnenen Latif. Cooper spielte beide Rollen tagtäglich, erst den Psychopathen, dann den Normalen. Dabei verwandelte er sich auf drastische Art und ändert sogar Tonhöhe und Sprachmuster. Wenn Uday das Gesicht zu einer Fratze verzieht, die ein Lächeln darstellen soll, und der Wahnsinn sein Gelächter prägt, dann kann man sich eines kalten Schauers nicht erwehren. So wie Cooper beide Männer spielt, erkennt man immer sofort, ob man Uday oder Latif vor sich hat – wahrlich, eine große Leistung!

Lee Tamahoris Film gelingt das Kunststück — trotz all der Abscheulichkeiten, die Uday seinem Double aussetzt — erstaunlich unterhaltsam zu sein. The Devil’s Double ist, wenn man so will, die arabische Version von Scarface.


The Devil´s Double

Lee Tamahoris Film basiert auf Latif Yahias Buch „Ich war Saddams Sohn“, in dem er von seinen Erlebenissen als Doppelgänger des Diktatorensohns Uday berichtet. Was die Glaubwürdigkeit des Buches betrifft gibt es Zweifel. Nicht nur, bezüglich der Details, sondern im Grunde sogar, ob Uday überhaupt einen Doppelgänger hatte. Für den Film The Devil’s Double ist das irrelevant — er versteht sich ohnehin als fiktive Was-wäre-wenn-Erzählung.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen