Daredevil

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Daredevil ist einer dieser klassischen, fehlbesetzten Filme, die richtig gut hätten sein können. Wie schon bei Königreich der Himmel und Tränen der Sonne wurde ein Directors Cut produziert, der Sinn macht und nicht einfach nur ein weiteres Mal Kasse machen soll. Der Film hat nun um einiges mehr Tiefe und Action, die in der Kinofassung gefehlt haben. Herausgekommen ist ein wesentlich besserer Film,der die Fehlbesetzung mit Ben Affleck zwar nicht ungeschehen macht, aber das Gesamtbild runder erscheinen lässt.
Der blinde Anwalt Matt Murdock (hölzern: Ben Affleck) zieht nachts durch die Straßen New Yorks, bestraft die Bösen und rettet die Unschuldigen. Hilfreich dabei ist sein extrem ausgebildeter Echolot-Sinn. Er ermöglicht es ihm sogar Regen zu „sehen“. Matt, der sich in Elektra Natchios (Jennifer Garner, Elektra), die Tochter eines Industriellen, verliebt, ahnt nicht, dass er bald den Kampf seines Lebens führen wird. Elektras Vater soll vom psychopatischen Killer Bullseye (überdreht: Colin Farrell, Tigerland) getötet werden, was schließlich gelingt. Gangsterboss Kingpin (Michael Clarke Duncan, The Green Mile) hängt den Mord Daredevil an. Elektra, die ihrerseits eine Superheldin ist, setzt nun alles daran, Daredevil zu töten. Was sie nicht weiß: Daredevil ist ihr heimlicher Lover Murdoch. Als dieser sich ihr zu erkennen gibt und seine Unschuld beteuert, glaubt sie ihm kein Wort. Ein heftiger Kampf entbrennt in den Straßenschluchten von New York.

Die End-19990er/Anfang 2000er Jahre sollten Ben Afflecks große Zeit werden: Nach dem Oscar-reifen Durchbruch mit Good Will Hunting versuchte man ihn mit Action-Krachern wie Armageddon, Pearl Harbor, Der Anschlag und Paycheck zum neuen Action-Star aufzubauen. Dazwischen wurden immer wieder Frauenfilme (Bounce, Auf die stürmische Art) und Komödien (Dogma, Clerks 2) gestreut, um auch die weiblichen Kinogeher und das breite Publikum anzusprechen. Doch irgendwo auf dem Weg war der Ofen aus. Nach einer Reihe empfindlicher Flops (Gigli, Jersey Girl) und viel Negativpresse (wegen der Liaison mit Jennifer Lopez) wurde es still um den sympathischen („Leider sind die meisten meiner Groupies noch minderjährig.“) Kumpeltyp. Bis er sich mit dem großartigen Hollywoodland, den Krachern Smokin‘ Aces und State of Play und seinen ehrgeizigen Regiearbeiten Gone Baby Gone und The Town zurückmeldete.

Daredevil von 2004 hat gerade im Production Design und den Effekten einiges zu bieten. Besonders die Szenen, in denen Daredevils Echolot „sieht“, sind ein echter Hingucker. Doch leider sind die Kampfszenen zu oft als bloße Wirestunts (die Schauspieler hängen an Schnüren, die später retuschiert werden) zu entlarven. Und das nimmt dem Film einiges. Doch Kamera und Musik (ein großartiger Soundtrack übrigens mit Moby und Rob Zombie) machen einiges wieder wett. Nur eben Ben Affleck ist völlig fehl am Platz. Sogar im zu recht untergegangen John Woo-Fiasko Paycheck machte er eine bessere Figur. Die Negativ-Show stahl ihm da schließlich Uma Thurman…

Daredevil ist also eine äußerst zweischneidige Angelegenheit, die wohl nur Comic-Fans ansprechen dürfte. Sollte man sich doch für einen Blick entscheiden, empfiehlt sich ganz klar der 30 Minuten längere Directors Cut.

Daredevil

„Daredevil“ ist einer dieser klassischen, fehlbesetzten Filme, die richtig gut hätten sein können. Wie schon bei „Königreich der Himmel“ und „Tränen der Sonne „wurde ein Directors Cut produziert, der Sinn macht und nicht einfach nur ein weiteres Mal Kasse machen soll. Der Film hat nun um einiges mehr Tiefe und Action, die in der Kinofassung gefehlt haben. Herausgekommen ist ein wesentlich besserer Film,der die Fehlbesetzung mit Ben Affleck zwar nicht ungeschehen macht, aber das Gesamtbild runder erscheinen lässt.
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