Im Schatten der Nacht

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein unprätentiöses Plädoyer für einen schlichten Humanismus

Als die beiden Kriminellen Chickamaw (Howard Da Silva) und T-Dub (Jay C. Flippen) aus dem Knast ausbrechen, nehmen sie den jungen Bowie (Farley Granger) mit, der seit seiner frühesten Jugend bereits sieben Jahre in Haft saß, weil er einen Mord begangen haben soll. Auf der Flucht lassen die beiden Profi-Ganoven den unerfahrenen Jungen zunächst zurück, weil er sich eine Fußverletzung zugezogen hat, doch später lassen sie ihn tatsächlich von dem burschikosen Mädchen Keechie (Cathy O’Donnell) abholen, bei dessen versoffenem Vater Mobley (Will Wright) sie erst einmal unterschlüpfen. Nun gilt es, rasch Geld für das weitere Fortkommen aufzutreiben, und Chickamaw hat auch bereits den nächsten Coup geplant. Bowie, der sich allmählich zaghaft mit Keechie anfreundet, die unter ihrem rüden Vater leidet, will seinen Anteil der Beute in einen engagierten Anwalt investieren, um endlich seine Unschuld beweisen zu können.
Der Überfall gelingt, doch auf der euphorischen Fahrt zurück baut Bowie einen Unfall und kann gerade noch vor der Polizei fliehen, für die er von nun an ebenso wie für die Öffentlichkeit als vermeintlicher Anführer der Bande gilt. Zurück im Versteck bietet Bowie Keechie an, sich zusammenzutun, und voller naiver Träume ziehen die verlorenen wirkenden jungen Leute los, um sich irgendwo ein gutes Leben aufzubauen. Bald wird aus den beiden ein Liebespaar, und als sich die Gelegenheit zu einer raschen, günstigen Hochzeit bietet, heiraten sie spontan. Innerhalb ihrer zugeneigten, zärtlichen Verbindung entwickelt sich Keechie zu einer blühenden jungen Frau, und Bowie reift zu einem fürsorglichen, verantwortungsvollen Mann heran. Schließlich mieten sie sich ein abgelegenes Häuschen in einer ländlichen Region und genießen ihr idyllisches Beisammensein, bis eines Tages der abgebrannte Chickamaw auftaucht und Bowie drängt, erneut einen Raubzug zu starten, so dass dieser sich in einem Konflikt zwischen seiner Liebe zur besorgten Keechie, die ein Kind von ihm erwartet, und seiner Loyalität zu Chickamaw wiederfindet, der sich bereits im Gefängnis um ihn gekümmert hat …

Als Spielfilmdebüt des US-amerikanischen Regisseurs Nicholas Ray, der vor allem durch seine legendäre Inszenierung von … denn sie wissen nicht, was sie tun / Rebel Without a Cause (1955) mit James Dean berühmt geworden ist, stellt Im Schatten der Nacht aus dem Jahre 1949 ein düsteres Roadmovie in Schwarzweiß dar, das mit sanfter Schwermut und eindrucksvollen Bildern jenseits moralischer Dünkel von der tragischen Ausweglosigkeit zweier Außenseiter erzählt. Basierend auf dem Roman Thieves Like Us von Edward Anderson, der 1974 erneut ansprechend von Robert Altman unter dem Originaltitel verfilmt wurde, ist Nicholas Ray hier im Stile des klassischen Film noir ein leiser, gleichwohl warmherziger und bewegender Regieauftakt gelungen, dessen melancholische Stimmung ein unprätentiöses Plädoyer für einen schlichten Humanismus transportiert.

Im Schatten der Nacht

Als die beiden Kriminellen Chickamaw (Howard Da Silva) und T-Dub (Jay C. Flippen) aus dem Knast ausbrechen, nehmen sie den jungen Bowie (Farley Granger) mit, der seit seiner frühesten Jugend bereits sieben Jahre in Haft saß, weil er einen Mord begangen haben soll.
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