La Soga - Wir wurden alle unschuldig geboren

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Wie aus einem Kind ein Mörder wird

Nicht viele Filme aus der Dominikanischen Republik erreichen unsere Gefilde. La Soga – Unschuldig geboren schaffte den Sprung über den großen Teich wohl, weil er als urbane Verbrechergeschichte im Fahrwasser von südamerikanischen Werken wie Elite Squad oder City of God schwimmt. An diese Werke reicht er nicht heran, aber Regisseur Josh Crook weiß, wie er seine Geschichte mit viel visuellem Flair aufpeppen kann.
Als kleiner Junge muss Luisito mitansehen, wie sein Vater von einem Drogendealer ermordet wird. Schon in jungen Jahren rekrutiert ihn General Colon – für die Polizei, vor allem aber auch als persönlichen Vollstrecker. Denn Colon erpresst von allen Verbrechern Schutzgeld. Zahlen sie nicht, ist ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Als Luisito auf eine Jugendliebe trifft, möchte er aussteigen, aber der General weiß, wie man Marionetten tanzen lässt: Er sorgt dafür, dass Luisito, den alle nur La Soga nennen, die Gelegenheit bekommt, eine alte Rechnung zu begleichen. Aber wird La Soga sich auch entscheiden, diesen Weg zu gehen?

Crook setzt einen Tick zu sehr auf eine Symbolik, die im Grunde wenig mehr als filmische Spielerei ist. Wie Amores Perros die Hunde nutzt er die Schweine, die Metzgerssohn Luisito schlachtet, die aber mitunter auch diesem Schicksal entgehen und stattdessen das Treiben beobachten. Dass Luisito die persönlich motivierten Rachemorde am liebsten so ausführt, wie er auch Schweine schlachtet, ist dabei allenfalls noch eine nette, die Charakterisierung ausbauende Idee, mehr aber eigentlich auch nicht. Wenn überhaupt, dann kann man die dahinterliegende symmetrische Poesie lobend erwähnen, aber das ändert nichts an der etwas zu offensichtlichen Anbiederung an die Emotionalität des Zuschauers.

Die Umsetzung ist exzellent. Crook zeigt ein außergewöhnliches Gespür dafür, seine dreckige Geschichte in ansprechenden Bildern umzusetzen. Auch inhaltlich kann die grimmige Verbrechensmär überzeugen, aber ähnliche südamerikanische Filme hat man natürlich schon gesehen. La Soga würde frischer wirken, wäre er einigen Genre-Konkurrenten ein paar Jahre zuvorgekommen. Das kann man dem Film aber nicht zum Vorwurf machen; immerhin muss nicht jeder alle genrerelevanten Beiträge kennen, so dass der Film für Neueinsteiger in die Materie sicherlich deutlich effektiver ausfällt.

So wartet La Soga mit einer dichten Erzählung auf, die nur am Ende aus dem Ruder läuft. Hier hat man dann einfach das Gefühl, dass Autor und Regisseur ihren Helden zu sehr ins Herz geschlossen haben, als dass sie bereit gewesen wären, die Geschichte konsequent zu Ende zu denken.

La Soga - Wir wurden alle unschuldig geboren

Nicht viele Filme aus der Dominikanischen Republik erreichen unsere Gefilde. „La Soga — Wir wurden alle unschuldig geboren“ schaffte den Sprung über den großen Teich wohl, weil er als urbane Verbrechergeschichte im Fahrwasser von südamerikanischen Werken wie „Elite Squad“ oder „City of God“ schwimmt.
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