Hände hoch oder ich schieße

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Kritischer Krimiklamauk

Für den bestens ausgebildeten und eifrig engagierten Kriminalisten Holms (Rolf Herricht) ist es nicht leicht, sich für seine anstehende Beförderung bei der Volkspolizei von Wolkenheim zu qualifizieren, denn in dem beschaulichen Städtchen gibt es kaum beziehungsweise gerade überhaupt gar keine Verbrechen aufzuklären. Sein dringendes Bedürfnis nach spannenden Fällen, bei denen er angelegentlich als strahlender Held seine Angebetete Lucie (Evelyn Cron) beeindrucken könnte, die er bisher nur schüchtern aus der Ferne anzuhimmeln wagt, befriedigt Holms in aufregenden (Tag-)Träumen. Zur schnöden, auf Grund der schwindend geringen Kriminalitätsrate kaum erwähnenswerten Verbrechensprophylaxe verurteilt, droht Holms in Depressionen zu versinken, ohne dass ihm der schräge Psychiater Wolkenheims (Gerd E. Schäfer) wahrhaft weiterhelfen kann.
Der einstige Kriminelle und nunmehr Hotelportier Pinkas (Zdeněk Štěpánek), der Holms aus alter Gewohnheit immer noch gern durchs Fenster besucht und ihm Geschichten aus seiner Ganovenzeit erzählt, sorgt sich indessen so arg um seinen Freund, dass er auf eine kuriose Idee verfällt: Er trommelt die verbliebenen Gestalten der alten Ganovengarde zu einer konspirativen Konferenz zusammen, um noch einmal gemeinsam ein letztes Ding zu drehen. Dieses Mal allerdings kommen Brechstange (Gerd Ehlers), Hinker (Axel Triebel), Heuschnupf das Aas (Herbert Köfer), Sanfter Waldi (Walter Lendrich) und die anderen Herren Gauner außer Dienst sozusagen caritativ zum Einsatz, denn es gilt, Holms durch einen spektakulären Fall aus seiner Lethargie zu retten …

So harmlos-heiter die DEFA-Produktion Hände hoch oder ich schieße aus dem Jahre 1966 auch daherkommt, ist die charmante Krimikomödie doch in ihrer komischen Manier mit bissiger Kritik am favorisierten Selbstbild der ehemaligen DDR gespickt. Der Film stellt das letzte als allzu widerborstig kategorisierte Werk da, dem damals vor dem Hintergrund des 11. Plenums des Zentralkomitees der SED aus „politischen und kulturpolitischen Gründen“ schließlich die staatliche Abnahme verweigert wurde, obwohl Regisseur Hans-Joachim Kasprzik und Drehbuchautor Rudi Strahl im Verlauf des Genehmigungsprozesses bereits einige entschärfende „Korrekturen“ hatten vornehmen müssen. So verschwand der Film für Jahrzehnte im Bundesfilmarchiv, bis er ab 2008 rekonstruiert und restauriert wurde und im Jahre darauf endlich seine Kino-Premiere in Berlin feiern konnte.

Einerseits mit kruder Komik, andererseits mit satirischer Raffinesse bietet der Film vergnügliche Wonnen, vor allem was die Umtriebigkeiten der kauzigen Ganoven-Gesellschaft anbetrifft, die aus einem illustren Ensemble berühmt-berüchtigter DDR-Schauspieler besteht, die hier zur Höchstform auflaufen. Hände hoch oder ich schieße mit seinen stilisierten Schwarzweißbildern erhält damit neben seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung eine ansprechende (n)ostalgische Komponente, die den Film über seinen komplexen Kontext hinaus zu einem kulturellen Kleinod werden lässt.

Hände hoch oder ich schieße

Für den bestens ausgebildeten und eifrig engagierten Kriminalisten Holms (Rolf Herricht) ist es nicht leicht, sich für seine anstehende Beförderung bei der Volkspolizei von Wolkenheim zu qualifizieren, denn in dem beschaulichen Städtchen gibt es kaum beziehungsweise gerade überhaupt gar keine Verbrechen aufzuklären.
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