Little Big Soldier

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein bewegendes Martial Arts Roadmovie

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Martial Arts Superstar Jackie Chan auch schon mal ein Drehbuch zu einem Film verfasst, in dem er mitspielt, doch bei Little Big Soldier unter der Regie von Ding Sheng handelt es sich um einen außergewöhnlich kraftvollen und intensiven Stoff, den sich der Schauspieler und Filmemacher offenbar auf den Leib geschrieben hat, als transportiere er eine persönliche Haltung. Die Geschichte spielt zwar im Jahre 227 vor christlicher Zeitrechnung, enthält aber eine brandaktuelle pazifistische Botschaft, die geradezu universell erscheint. Trotz der charmanten Komik und der reichlich akrobatischen Kampfkünste zeichnet sich Little Big Soldier, der im Rahmen der diesjährigen Berlinale in der Sektion Special gezeigt wurde, darüber hinaus durch eine ganz besonders berührende Poesie aus, die innerhalb dieses Genres selten einen derart großzügigen Raum erhält.
Der Vorspann des Films führt den Zuschauer in die historischen Gegebenheiten zur Zeit der in Kriege verstrickten Reiche Chinas im dritten Jahhundert vor christlicher Zeitrechnung ein, die von eroberungswütigen Fürsten geführt wurden. Das Schlachtfeld, das daraufhin in den Blick gerückt wird, ist mit Leichen übersät, aus denen sich zunächst ein einsamer Überlebender erhebt – ein älterer Soldat (Jackie Chan) der Liang, der sich wohlweislich tot gestellt hat. Hier wurden die Krieger der Wei von denen der Liang in einen Hinterhalt gelockt, mit dem Ergebnis, dass letztlich beide Armeen vernichtet wurden. Doch mit einem Mal bäumen sich noch zwei Gestalten zum finalen Kampf auf, den nur einer von ihnen überlebt – ein junger General des Reiches Wei (Wang Leehom), der verletzt zu Boden geht. Kurzerhand entführt der pfiffige alte Soldat den angeschlagenen General, um ihn gegen ein fürstliches Lösegeld einzutauschen, das ihm den Ausstieg aus dem Kriegsgeschäft ermöglichen soll, und die beiden begeben sich auf die gefahrenvolle Reise nach Liang.

Allerdings begibt sich Prinz Wen (Steve Yoo) aus dem Reiche Wei unterstützt von mörderischen Gefährten bald auf die Suche nach seinem vermissten Bruder, den er auszulöschen beabsichtigt, um nach dem plötzlichen Tod des Vaters ungehindert den Thron zu besteigen. Der alte Sodat und sein Gefangener finden in der Nacht zunächst Unterschlupf in einem verlassenen Haus, in dem sie auf eine geheimnisvolle Sängerin (Lin Peng) stoßen, deren Familie von feindlichen Soldaten getötet wurde und die auf der Suche nach einem Zauberbaum ist. Am Morgen ist die hübsche junge Frau verschwunden, und die beiden ungleichen Männer setzten ihre Reise fort, nicht ohne sich immer wieder gegenseitig auszutricksen und so ganz nebenbei haarsträubende Abenteuer zu bestehen …

Auf der Pressekonferenz der Berlinale, innerhalb welcher das Erscheinen Jackie Chans in Begleitung des Regisseurs Ding Sheng sowie der Schauspieler Lin Peng und Steve Yoo stürmisch begrüßt wurde, erzählte der berühmte Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller davon, dass Little Big Soldier in der Tat einen sehr persönlichen Film für ihn darstellt, den er bereits vor zwanzig Jahren anvisiert hat, von den modernen Kriegen des Weltgeschehens berührt. Zur technischen Gestaltung des Films erörterte Jackie Chan, dass er weniger auf aufwändige Action-Szenen gesetzt habe als auf die Integration der Umgebung in die Kampfsequenzen, was ungeheuer eindrucksvoll gelang.

Es ist zuvorderst das wunderbar ausbalancierte, höchst spannende Zusammenspiel der beiden grundverschiedenen Hauptfiguren, das Little Big Soldier zu einem sensiblen Stück über eine außergewöhnliche Männer-Beziehung werden lässt, die letztlich in einen pazifistischen Pakt mündet. Einem unablässigen, bissigen Flirt gleich liefern sich der alte Soldat und der junge General ein Gefecht der wechselseitigen Selbstbehauptung, das aus Feinden schließlich kurzfristig Verbündete werden lässt, die sich gemeinsam durch die kriegerischen Zeiten kämpfen. Mit ansprechenden dramaturgischen Details ausgestattet überzeugt Little Big Soldier durch seine im Grunde schlichte, doch tiefsinnige Geschichte, seine durchweg hervorragenden Darsteller sowie durch seine intensive Atmosphäre zwischen Komik und Melancholie, die von sehnsuchtsvoller Musik begleitet wird.

Little Big Soldier

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Martial Arts Superstar Jackie Chan auch schon mal ein Drehbuch zu einem Film verfasst, in dem er mitspielt, doch bei „Little Big Soldie“r unter der Regie von Ding Sheng handelt es sich um einen außergewöhnlich kraftvollen und intensiven Stoff, den sich der Schauspieler und Filmemacher offenbar auf den Leib geschrieben hat, als transportiere er eine persönliche Haltung.
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