The Runaways

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Ein zweischneidiges Schwert ist Musikvideo-Regisseurin und Kinodebütantin Floria Sigismondi mit dem Biopic The Runaways gelungen. Einerseits sorgen glaubhafte Darsteller und eine fantastische Ausstattung/Kostümbild für Authentizität. Doch ist deutlich zu erkennen, dass Sigismondi noch einiges lernen muss, was das Geschichten erzählen angeht. Es ist auch schnell klar, warum The Runaways nicht der erwünschte finanzielle Erfolg wurde und hierzulande nur auf DVD herauskam; zu dreckig und zu gewollt lasziv räkeln sich die jungen Hauptdarstellerinnen in knappsten Outfits durch Drogenklischees und schmutzige Männerphantasien. Dennoch ist The Runaways kein schlechter Film – er hätte nur besser sein können.
In den 1970er Jahren ist die Welt noch in Ordnung: Der Rock’n’Roll wird von Männern regiert, Frauen sollen entweder in der Küche abspülen oder als Groupie dienen. Die aufmüpfige Joan Jett (Kristen Stewart, Twilight) sieht das anders. Dreist spricht sie den Produzenten Kim Fowley (großartig: Michael Shannon) an, der von ihrer Idee der reinen Mädchenband begeistert ist. Flugs wird eine Gruppe zusammengestellt und unter Fowleys Fuchtel zum kleinen Bühnenwunder gedrillt. Doch Drogen, Druck und Schnapps fordern bald ihren Tribut. Und auch der Versuch Cherie Currie (Dakota Fanning, Krieg der Welten) zum sexy Aushängeschild zu formen, treibt einen immer massiveren Keil zwischen die Mädchen…

The Runaways erzählt die typische Geschichte des American Dream – und wie er zerplatzt. Das ist bewegend und spannend, voll toller Musik und aufregend umgesetzt. Doch The Runaways ist leider nur richtig gut, wenn es um das Zwischenmenschliche der Protagonisten geht. Sobald die Live-Auftritte dran sind, wird es seltsam statisch und undynamisch. Klar, ein zweites Almost Famous oder ein neuer Walk The Line muss man nicht erwarten – es wäre aber auch nicht so unmöglich gewesen, wenn die Live-Gigs etwas lebendiger gewesen wären. Man gewinnt den Eindruck, dass The Runaways als kalkulierter Befreiungsschlag für seine beiden Hauptdarstellerinnen konzipiert wurde. Zu sehr wird mit schlüpfrigem Lolita-Getue, Lesbenerotik und Kraftausdrücken um sich geworfen.

Auf der DVD befindet sich ein kurzes Making Of, in dem wie üblich jeder jeden lobt, jedoch werden interessante Einblicke in Ausstattung und Entstehung gegeben. The Runaways wird wohl ähnlich wenig Staub aufwirbeln wie der schöne Prey For Rock & Roll – nur war letzterer der bessere Film.

The Runaways

Ein zweischneidiges Schwert ist Musikvideo-Regisseurin und Kinodebütantin Floria Sigismondi mit dem Biopic „The Runaways“ gelungen. Einerseits sorgen glaubhafte Darsteller und eine fantastische Ausstattung/Kostümbild für Authentizität. Doch ist deutlich zu erkennen, dass Sigismondi noch einiges lernen muss, was das Geschichten erzählen angeht.
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