I wie Ikarus

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein atemberaubender französischer Politthriller

Der französische Regisseur Henri Verneuil (1920-2002), der in der Türkei geboren wurde, hat sich im Laufe seiner Karriere mit über vierzig Regiearbeiten den Ruf eines Filmemachers erworben, der oftmals selbst die Drehbücher für seine Filmprojekte schrieb und sehr gern häufiger mit derselben Crew zusammenarbeitete. Neben seinem wohl berühmtesten Werk Der Clan der Sizilianer / Le Clan de Siciliens von 1969 mit den Schauspielikonen Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura in den Hauptrollen zählt auch I wie Ikarus mit Yves Montand zu seinen populärsten Arbeiten, die ein internationales Publikum begeistern.
Als der Staatspräsident Jary (Gabriel Cattand) einer nicht näher bezeichneten Nation unmittelbar vor dem Antritt seiner zweiten Amtsperiode während einer Fahrt in seinem Wagen erschossen wird, beherrscht das Raunen der Erschütterung über diesen politischen Mord die Stimmung im Lande. Während der hektisch einsetzenden, umfangreichen Ermittlungen konzentrieren sich die Verdachtsmomente rasch auf den psychisch auffälligen Einzelgänger Karl Eric Daslow (Didier Sauvegrain), zumal sich dieser kurz nach dem tödlichen Attentat selbst das Leben nahm. Es ist der ebenso ungefällige wie wache Generalstaatsanwalt Volney (Yves Montand), der Zweifel an dieser Version der Ereignisse äußert und durch seine Weigerung, diese als offizielles Untersuchungsergebnis zu akzeptieren, erreicht er eine gründliche Neuaufnahme der Nachforschungen. Hierbei enthüllen sich alsbald einige gravierende Verfahrensfehler und Widersprüche, und allmählich schaufelt der engagierte Volney einen Moloch an politischen Ungeheuerlichkeiten und Verstrickungen frei. Doch je näher er den tatsächlichen Tätern kommt, desto gefährlicher gestalten sich die Ermittlungen auch für ihn selbst …

I wie Ikarus bietet neben einer stimmigen, klug konstruierten Dramaturgie und einem so vielschichtig wie ansprechend agierenden Yves Montand vor allem eins: packende, sich stets erneuernde Hochspannung flankiert von tiefgründigen Betrachtungen über die Abgründe des politischen Systems und deren Effekte auf die Bereitschaft, einen Mord von derartiger gesellschaftlicher Tragweite zu begehen. Die Anspielungen auf den noch immer von Geheimnissen umwitterten gewaltsamen Tod des legendären US-Präsidenten John F. Kennedy im Jahre 1963 ziehen sich durch die gesamte Geschichte, wobei Regisseur Henri Verneuil keinen Hehl daraus macht, dass er der Version von Lee Harvey Oswald als Täter wenig Glauben schenkt. Seinerzeit für fünf Césars unter anderem für die stimmungstragende Filmmusik von Ennio Morricone nominiert und mit dem Großen Preis des französischen Kinos prämiert zeichnet sich I wie Ikarus durch seine eindringliche Art der intelligenten Unterhaltung aus, die auch vor der Darstellung komplexer Zusammenhänge nicht zurückschreckt und den Zuschauer mit einem drastischen Schluss atemlos verabschiedet.

I wie Ikarus

Der französische Regisseur Henri Verneuil (1920-2002), der in der Türkei geboren wurde, hat sich im Laufe seiner Karriere mit über vierzig Regiearbeiten den Ruf eines Filmemachers erworben, der oftmals selbst die Drehbücher für seine Filmprojekte schrieb und sehr gern häufiger mit derselben Crew zusammenarbeitete.
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