David

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Bericht eines Überlebenden

Vor kurzem erst wurde Peter Lilienthal, der zu den großen Regisseuren des deutschen Films gehört, 80 Jahre alt. Logisch, dass auch sich auch einer seiner Filme in der „Edition Deutsches Kino“ befindet. Es ist sein in Deutschland wohl bekanntester Film David — zudem das einzige Werk, dessen Handlung auch in Deutschland angesiedelt ist. Wer die Familiengeschichte Lilienthals und seine jüdische Herkunft kennt und um die Emigration der Lilienthals im Jahre 1939 nach Uruguay weiß, den dürfte nicht wundern, dass David vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist.
Die Geschichte des Films basiert auf dem autobiographischen Bericht Den Netzen entkommen von Joel König. David Singer (als Kind: Torsten Henties) ist der Sohn einer Rabbiners in einer Kleinstadt irgendwo in Deutschland, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Schnell müssen David und seine Familie nun erfahren, was es bedeutet, in diesem Land Juden zu sein. Anfangs wird der Junge „nur“ verprügelt, doch mit der Zeit werden die Demütigungen und Übergriffe immer zahlreicher und brutaler. Zwar glaubt Davids Vater noch daran, dass sich das alles schon eines Tages legen werde, und insistiert darauf, dass seine Kinder stolz auf ihre Herkunft sein müssten. Die Realität sieht aber längst anders aus.

Wie anders, das macht sich einige Jahre später bemerkbar, als David (nun gespielt von Mario Fischel) aufgrund seiner Herkunft der Zutritt zur Schule verwehrt wird. Als die Eltern des jungen Mannes deportiert werden, taucht David unter und lebt einige Jahre in der Illegalität, immer auf der Suche nach einen Ausweg aus diesem Land – seiner Heimat, die ihn und alle Juden so sehr hast, dass niemand mehr seines Lebens sicher ist. 1943 schließlich, mitten im Krieg und zu einem Zeitpunkt, als der Holocaust längst in vollem Gang ist, gelingt David unter abenteuerlichen Umständen die Flucht.

Peter Lilienthal erzählt seine Geschichte mit behutsamen Mitteln und ohne allzu offensichtliche Emotionen – die Bilder, die wir sehen und die Ereignisse, die wir verfolgen sprechen für sich. Wie anders ist Hollywood mit (wahren) Geschichten umgegangen, hat Menschen wie David und seine Familie überhöht, hat aus Verfolgung, Deportation und millionenfachem Massenmord das ganz große, zu Tränen rührende Drama geazubert. In Lilienthals Film hingegen, so hat man den Eindruck, bleibt alles das genau so, was es war oder gewesen sein könnte – eine ganz normale Geschichte aus dem finstersten Kapitel der deutschen Vergangenheit. Vielleicht ist dies ja der Grund dafür, dass David im Jahre 1979 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.

David

Vor kurzem erst wurde Peter Lilienthal, der zu den großen Regisseuren des deutschen Films gehört, 80 Jahre alt. Logisch, dass auch sich auch einer seiner Filme in der „Edition Deutsches Kino“ befindet. Es ist sein in Deutschland wohl bekanntester Film „David“ — zudem das einzige Werk, dessen Handlung auch in Deutschland angesiedelt ist.
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