Middle of Nowhere

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Nirgendwo ist Nirgendwo

Ein Kredit für das Studium ist auch mit guten Noten nicht einfach zu ergattern, wie die junge Grace (Eva Amurri) feststellen muss, und schon gar nicht, wenn die eigene Kreditwürdigkeit nachweislich bereits arg gelitten hat. Dass Grace dies allein den finanziellen Eskapaden ihrer dahingehend absolut sorglos erscheinenden Mutter Rhonda (Susan Sarandon) zu verdanken hat, zählt in behördlichen Augen rein gar nicht, so dass die junge Frau über den Sommer so eben mal schlappe zwölftausend Dollar auftreiben muss, um sich für das ersehnte Medizinstudium einschreiben zu können. So widerwillig wie entschlossen schmeißt sich Grace in einen Ferienjob in einem großen Wasserpark, wo sie in adretter Badeuniform als Aufsicht bei den Wasserrutschen fungiert, aber wohl kaum das benötigte Vermögen verdienen kann.
Der kauzige, aufmüpfige Dorian (Anton Yelchin) wird indes von seiner wohlhabenden Bilderbuchfamilie zu seinem Onkel strafversetzt, wo er in fahrzeugloser Abgeschiedenheit einer regelmäßigen Arbeit nachgehen soll, um endlich die gewünschte Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Doch Dorian plant, auf die Schnelle mit dem Verticken von gutem Gras einträgliche Geschäfte zu betreiben, um so finanziell unabhängig seine eigenen Lebensvorstellungen umzusetzen. Dabei steht er allerdings zunächst vor einem Transportproblem, um seine illustre Kundschaft zu beliefern. Als er jedoch bei seinem Job im Wasserpark zufällig mitbekommt, wie dringend seine Kollegin Grace Geld braucht, schlägt er ihr eine für beide Parteien lukrative Abmachung vor: Sie fährt ihn in ihrem alten Wagen zu seinen Abnehmern, wofür er sie großzügig entlohnt. Hat Grace auch anfangs einige Skrupel, willigt sie schließlich notgedrungen ein, und zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Art Freundschaft.

Als der smarte Ben (Justin Chatwin) im Wasserpark auftaucht und offensichtlich mit Grace flirtet, zeigt sich Dorian darüber wenig erfreut, der inzwischen auch die Bekanntschaft der Familie von Grace macht, die sie am liebsten verheimlicht hätte. Denn ihre gedankenlose Mutter hat sich ganz daran festgesaugt, ihre hübsche kleine Schwester Taylor (Willa Holland) für eine Laufbahn als Model zu trimmen, während sie für die Schwiergkeiten von Grace keinerlei Verständnis aufbringt. Während sich Ben und Grace näher kommen, beschäftigt sich Dorian mit seiner persönlichen Familiengeschichte als Adoptivkind und spürt seine leibliche Mutter auf – eine Begegnung, die nicht danach aussieht, als würde sich hier eine Bindung aufbauen. Schließlich macht Dorians Onkel in dessen Zimmer einen nicht unbeträchtlichen Grasfund …

Middle of Nowhere richtet sich vorrangig deutlich an ein jugendliches Publikum, das möglicherweise ähnlich den erfrischend ambivalent gezeichneten Figuren im Begriff ist, sich einen würdigen Platz im Leben zu erkämpfen, was hier allerdings auf Grund des Drogenverkaufs als Vehikel zum großen Geld ein wenig bedenklich erscheint. Doch dieser Aspekt zählt dann doch eher zu den heiteren Elementen des Films, in dem es im Grunde um die schwierigen Beziehungen der Heranwachsenden zu ihren Eltern geht, von denen sie sich zu emanzipieren bemüht sind. Ganz besonders authentisch wirkt dabei das Spiel zwischen Eva Amurri und Susan Sarandon, was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, dass die beiden Frauen nicht nur im Film, sondern auch tatsächlich Tochter und Mutter sind, denen gewisse Auseinandersetzungen kaum fremd sein dürften. Darüber hinaus ist Middle of Nowhere eine Geschichte über Freundschaft und solcherlei Menschen, die sich zwar nur eine Weile lang begegnen, aber dennoch in ganz besonderem Maße bedeutsam füreinander sind – ein erfreulich unaufgeregter Jugendfilm mit guten Ansätzen, der im Tumult der üblichen US-amerikanischen Teenie-Streifen angenehm auffällt.

Middle of Nowhere

Ein Kredit für das Studium ist auch mit guten Noten nicht einfach zu ergattern, wie die junge Grace (Eva Amurri) feststellen muss, und schon gar nicht, wenn die eigene Kreditwürdigkeit nachweislich bereits arg gelitten hat.
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