Das fliegende Klassenzimmer

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Altmodischer Klassiker mit Onkel Erich

Innerhalb der Reihe von Originalverfilmungen einiger populärer Werke des deutschen humanistisch-humoristischen Schriftstellers Erich Kästner (1899-1974) bei Universum darf selbstverständlich keinesfalls Das fliegende Klassenzimmer von 1954 fehlen, zumal der Verfasser von Roman und Drehbuch höchstpersönlich als Erzähler in der Rahmenhandlung auftritt. Der heitere Stoff mit den sentimentalen Kratern vor allem beim weihnachtlichen Finale wurde 1973 von Werner Jacobs modifiziert und mit Joachim Fuchsberger und Heinz Reincke als altes Freundespaar inszeniert, die in der Verfilmung aus dem Jahre 2003 von Tomy Wigand von Ulrich Noethen und Sebastian Koch verkörpert wurden, die unter anderen Auszeichnungen mit dem Filmband in Gold prämiert wurde. In der nun erneut erscheinenden Version von 1954 sind es – ebenfalls nicht uncharmant – Paul Dahlke und Paul Klinger, die die Rollen des idealistischen Paukers Justus und seines lange verschollenen Gefährten, des legendären Nichtrauchers mimen.
Das Weihnachtsfest steht bevor, und die Tertianer eines idyllisch gelegenen Jungeninternats bereiten mit großem Elan und ebensolchen Einfällen die Aufführung des Theaterstücks Das fliegende Klassenzimmer vor, als eine Attacke der verfeindeten Realschüler des nahen Städtchens Kirchberg die Lausejungs auf den Kriegspfad führt: Ihr Mitschüler Rudi Kreuzkamm (Michael von Welser) wurde mitsamt der Diktathefte entführt, um eine Entschuldigung innerhalb eines bereits einige Zeit währenden Konflikts zwischen den Gymnasiasten und den Realschülern zu erpressen. Die Bande um den Klassenbesten Martin Thaler (Peter Tost), den besonnenen Literaten Johnny Trotz (Peter Kraus), den ängstlichen Uli von Simmern (Knut Mahlke), den Haudegen Matz Selbmann (Bert Brandt) und den abgeklärten Sebastian Frank (Axel Arens) begibt sich verbotenerweise hinunter in den Ort, um Rudi und die mehr oder weniger gelungenen Schreibübungen zurückzuerobern …

Die humanistischen Motive von Freundschaft, Loyalität und Mut aus Das fliegende Klassenzimmer haben längst Kultstatus erreicht und berühren nostalgisch einen Wertekanon, der augenscheinlich in der so genannten guten alten Zeit verortet wird, die allerdings bei Erscheinen des Romans von Erich Kästner im Jahre 1933 mit der Etablierung des deutschen Faschismus zusammenfiel – währenddessen auch Kästners Schriften gern demonstrativ verbrannt wurden. Trotz der engen Orientierung an der literarischen Vorlage und der Beteiligung des Autors am Film gestaltet sich dieser ein wenig zu rührselig-bieder, was vor allem am oftmals zu verkrampften, stilisierten Spiel der jungen Darsteller liegt, die allzu artig ihre Texte aufsagen. Dennoch stellt diese Version der berühmten Geschichte von 1954 immer noch einen sehenswerten, im besten Sinne altmodischen Jugendfilm dar, der es ebenso wie seine Protagonisten letztlich faustdick hinter den Ohren hat und ein substantielles Kontrastprogramm zu den gängigen modernen Repräsentanten des Genres darstellt.

Das fliegende Klassenzimmer

Innerhalb der Reihe von Originalverfilmungen einiger populärer Werke des deutschen humanistisch-humoristischen Schriftstellers Erich Kästner (1899-1974) bei Universum darf selbstverständlich keinesfalls „Das fliegende Klassenzimmer“ von 1954 fehlen, zumal der Verfasser von Roman und Drehbuch höchstpersönlich als Erzähler in der Rahmenhandlung auftritt.
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