Die Moral der Ruth Halbfass

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Volker Schlöndorffs sechster Film. Der hessische Regisseur mit der französischen Ausbildung ist 1965 gleich mit einer Literaturverfilmung eingestiegen, mit Der junge Törless nach Robert Musils Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Er verfilmte dann Kleist und Brecht, versuchte sich aber auch selbst als Autor von Originaldrehbüchern. Es entstanden Mord und Totschlag, Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach und 1971 Die Moral der Ruth Halbfass. Doch Schlöndorff, der das Buch zusammen mit Peter Hamm schrieb, bekennt in dem viertelstündigen Interview, das auf der DVD enthalten ist: „Ich bin kein Originaldrehbuchautor. Ich habe mich immer wohler gefühlt, wenn ich Literatur adaptiert habe.“
Erich Halbfass (Peter Ehrlich) ist ein erfolgreicher Miederwarenfabrikant. Er hat eine Frau, eine Tochter, eine große Villa mit Swimmingpool, einen Chauffeur und eine Affäre mit einer Blondine (die aussieht wie die Karikatur einer Blondine oder wie einem Schulmädchenreport entsprungen). Seine Gattin Ruth (Senta Berger) wiederum hat eine Affäre mit Franz Vogelsang (Helmut Griem). Er ist Künstler und ein Lehrer ihrer Tochter. Er kann sich in seine Bücher vertiefen, auch wenn die hinreißend schöne Ruth ihm die nackte Haut zeigt, und als er mal die Hand unter ihrer Bluse hat, bricht er die Sache mit einem Blick auf die Armbanduhr ab. Doch er engagiert einen Friseur und dessen Kumpan, die Erich Halbfass töten sollen. Der seinerseits nimmt Kontakt zu Franz‘ Gattin Doris (Margarethe von Trotta) auf …

Im Interview bezeichnet Schlöndorff Die Moral der Ruth Halbfass als einen „Versuch, im trivialen Genre etwas zu machen“. Doch eher ist der Film ein — nicht überzeugend geglückter — Versuch, eine ironische Gesellschaftskomödie zu drehen und in den Fußstapfen von Claude Chabrol zu gehen.

Die Moral der Ruth Halbfass

Volker Schlöndorffs sechster Film. Der hessische Regisseur mit der französischen Ausbildung ist 1965 gleich mit einer Literaturverfilmung eingestiegen, mit Der junge Törless nach Robert Musils Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß.
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