Verbieten verboten!

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Reihe „Meisterwerke des lateinamerikanischen Films“ von Icestorm Revolution ist bekannt für ganz außergewöhnliche Filme aus Südamerika, denen in der Regel nur äußerst selten der Sprung auf den europäischen Kinomarkt gelingt. Mit ganz hervorragenden Werken wie Die Methode, El Violín und Viva Cuba! sind bereits einige filmische Schätze aus dieser Region auch in Deutschland auf DVD erschienen und haben auf diese Weise ihr Publikum erreicht. Verbieten verboten! des chilenisch-brasilianischen Filmemachers Jorge Durán, der sich bisher hauptsächlich auf das Verfassen von Drehbüchern spezialisierte, erzählt die Geschichte einer Freundschaft im studentischen Milieu vor dem Hintergrund brisanter sozialpolitischer Spannungen in Rio de Janeiro.
Der Medizinstudent Paulo (Caio Blat) ist ein windiger Geselle, der nur allzu gern und häufig Gras raucht, sich schon einmal mit einer Kommilitonin auf dem Dach des Krankenhauses verlustiert und zum Leidwesen seines allerdings recht gelassenen Mitbewohners und Freundes Leon (Alexandre Rodrigues), der Soziologie studiert, permanent mit seinem Mietanteil im Rückstand ist. Bevor er seinen Dienst in der Klinik antritt, wirft Paulo erst einmal eine Pille ein, doch im Umgang mit den Patienten zeigt sich der allzu sehr in sich selbst und seine Verbieten-verboten-Philosophie verliebte Charmeur sehr fürsorglich und engagiert. Besonders um die an Leukämie erkrankte Rosalina (Edyr Duqui) kümmert sich der Student ausführlich, deren Leben sich unaufhaltsam dem bitteren Ende nähert und die in großer Sorge um ihren Sohn ist, der erhebliche Schwierigkeiten mit der Polizei hat.

Als Paulo Leons neue Freundin Léticia (Maria Flor) kennen lernt, die Architektur studiert, ist er mehr als entzückt von der aparten jungen Frau, und das Dreiergespann verbringt viel Zeit miteinander. Doch die unbeschwerten Zeiten finden ein jähes Ende, als Paulo seine Freunde in die brutalen Realitäten der Favelas mitnimmt, denn er hat Rosalina versprochen, ihrem Sohn zu helfen, was sich als ebenso schwierig wie hochgradig gefährlich herausstellt. Der verängstigte Junge, der sich längst nur noch in einem provisorischen Versteck aufhält, wurde Zeuge eines Mordes der korrupten Polizei, die ihn nun dringend sucht, um auch ihn zu eliminieren. So geraten die Studenten zunehmend selbst in gewaltige Nöte, während sich die Stimmung untereinander explosiv zusammenbraut, da Paulos wachsende Zuneigung für Léticia nicht unbemerkt bleibt …

Verbieten verboten!, der auf einigen internationalen Filmfestivals nominiert und prämiert wurde, zeichnet sich durch beeindruckende Bilder – häufig aus der Höhe aufgenommen – der Metropole Rio de Janeiro aus, mit ganz besonderem Fokus auf die Architektur des berühmten französisch-schweizerischen Künstlers Le Corbusier (1887-1965), der in den 1930er und 1940er Jahren einige Projekte in Brasilien realisierte. Die persönliche wie auch sozialpolitische Geschichte der drei Hauptfiguren allerdings gestaltet sich trotz des spürbaren Engagements von Cast und Crew insgesamt recht übereifrig konstruiert und weist allzu gefällig den Charakter eines gut gemeinten Lehrstückes auf, das trotz der ausführlich installierten Dramatik nur oberflächlich berührt. Die Aspekte der Dreierkonstellation, der Idealismus der Protagonisten und die gesellschaftlichen Komponenten greifen zwar ineinander, vermögen es jedoch nicht, eine stimmige sowie glaubhafte Einheit zu vermitteln, was nicht zuletzt an den mitunter wenig authentisch erscheinenden Dialogen liegt. So bleibt Verbieten verboten! ein ambitioniertes, allzu leichtgängiges Stück über Komplexitäten, die letztlich versentimentalisiert auf der Strecke bleiben, was durch das recht einfallslos wirkende offene Ende noch verstärkt wird.

Verbieten verboten!

Die Reihe „Meisterwerke des lateinamerikanischen Films“ von Icestorm Revolution ist bekannt für ganz außergewöhnliche Filme aus Südamerika, denen in der Regel nur äußerst selten der Sprung auf den europäischen Kinomarkt gelingt.
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