Norma Jean & Marilyn

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Viel Lärm um zu wenig

Es ist einiges über die US-amerikanische Filmlegende Marilyn Monroe – bürgerlich Norma Jeane Mortenson oder Baker oder Dougherty – gesagt, geschrieben und gedreht worden, was von der starken Faszination dieser schillernden Person zeugt. Der Spielfilm Norma Jean & Marilyn von 1996 basiert auf der Schrift Norma Jean: My Secret Life With Marilyn Monroe des Schauspielers Ted Jordan, der sich darin als engen Freund der so früh verstorbenen Diva (1926-1962) bezeichnet. Wie bereits der Titel andeutet, fußt der Film auf der Konstruktion zweier auseinander driftender Persönlichkeiten der Identität Monroes, die hier sehr stark auf psychische Störungen ausgerichtet ist, die zu dem Ende führen, das allgemein bekannt ist: zu ihrem Tod durch eine Überdosis an Schlaftabletten.

Nach einer schwierigen Kindheit mit einer nervlich zutiefst zerrütteten Mutter und der undurchdringlichen Abwesenheit des Vaters, kurzzeitigen Pflegestellen und schließlich einer Heimunterbringung steht für die aparte, verträumte und doch zielstrebige junge Norma Jean (Ashley Judd) fest, dass sie auf Gedeih und Verderb Schauspielerin werden muss. Derweil führt sie noch Bademoden vor, doch sie nutzt ohne Skrupel jede mehr oder weniger passende Gelegenheit, Kontakte zu den Einflussreichen der Filmbranche zu knüpfen, während sie eher zögerlich und wenig erfolgreich an ihren darstellenden Fähigkeiten arbeitet. Doch privat gibt sie allzu bereitwillig und einiges Aufsehen erregend die Rolle der naiv-raffinierten, durch und durch weibliche Verführung verkörpernden Blondine, zu der sie sich anfangs nur widerstrebend hat umfärben lassen, und ihre pragmatische Haltung, zu den mächtigen Männern Hollywoods so nett zu sein, wie diese es eben fordern, beschert ihr schließlich eine Hauptrolle in einem ersten Film. Marilyn Monroe (Mira Sorvino), wie sie sich nun nennt, schlägt als große Entdeckung vor allem beim Publikum ein, und es beginnt eine glanzvolle Filmkarriere, immer begleitet von spektakulären Beziehungen zu den unterschiedlichsten Männern, zu denen sogar der Präsident der Vereinigten Staaten gehört.

Doch das Glück ist dennoch selten zu Gast im zerklüfteten Leben der zutiefst einsamen Frau, die unter heftigen Kindheitstraumata leidet, die auch ihre Therapien, Analysen und hochgradige Medikamentenabhängigkeit nicht zu lindern vermögen. Um die innere Zerrissenheit des aufstrebenden Stars zu dramatisieren, installiert Norma Jean & Marilyn innerhalb der Handlung zwei Figuren, die sich in heftigen verbalen Kämpfen meist in deutlicher Feindschaft gegenüberstehen, Norma Jean und Marilyn, unversöhnlich und doch untrennbar miteinander vereint. Eine interessante Finte mit Konzentration auf den psychologischen Komplex der Monroe, die jedoch letztlich ebenso wie der gesamte Film, der für fünf Emmys und zwei Golden Globes nominiert war, nicht überzeugen kann.

Es sind nicht nur die überzeichnete Darstellung Marilyns als abgezocktes Luder, die kleineren dramaturgischen Unebenheiten und die sensationsheischende Gesamtgestaltung, die diese grelle, stereotype Geschichte scheitern lassen. Der Film gleicht einer Abfolge von punktgenau und oberflächlich inszenierten Gesichtern und Szenen, die alle darum wetteifern, einen Höhepunkt zu markieren. Aufdröhnende, flache Tragik wird von mitunter albernen Psychologisierungen begleitet, die gewählten Meilensteine im Leben der Schauspielerin streifen ohne Intensität die Erwartungen des Zuschauers und die visuellen wie verbalen Übertreibungen verlieren rasch ihren anfänglichen, wenn auch geringen Reiz. Das, so drängt sich der Gedanke im Gedenken an ihre Filme wie Alles über Eva / All About Eve (1950), Niagara (1953) oder Fluß ohne Wiederkehr / River of No Return (1954) auf, hat diese unverwechselbare Ikone sicherlich nicht verdient, in einer reißerischen Schmonzette posthum pseudoverständnisvoll über die Leinwand gezerrt zu werden.

Betrachtet man den Film allerdings von der humoristischen Warte aus, so gibt es doch mitunter einiges mindestens zu schmunzeln, was vor allem an der Ähnlichkeit oder aber gerade deren Abwesenheit der immerhin zahlreichen historischen Persönlichkeiten mit ihren jeweiligen Akteuren liegt. Mira Sorvino gleicht Marilyn Monroe in Blick und Gestik ab und zu durchaus, dann wieder gar nicht, wobei sie nur selten am Abgrund einer Karrikatur balanciert, während es schlichtweg komisch ist, Darsteller wie David Dukes (Arthur Miller), Perry Stephens (John F. Kennedy) und Nancy Linehan Charles (Bette Davis) dabei zu beobachten, wie sie ihre berühmten Rollen ausfüllen, doch für das ambitionierte, affektierte Drumherum entschädigt das nur unzureichend.
 

Norma Jean & Marilyn

Es ist einiges über die US-amerikanische Filmlegende Marilyn Monroe – bürgerlich Norma Jeane Mortenson oder Baker oder Dougherty – gesagt, geschrieben und gedreht worden, was von der starken Faszination dieser schillernden Person zeugt.

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