Rudolf Thome - Zeitreisen-Trilogie

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dreimal Hannelore Elsner in Höchstform

Seit über vier Jahrzehnten bereits schreibt der deutsche Filmemacher Rudolf Thome, der im nächsten Jahr siebzig wird, Drehbücher, inszeniert Geschichten und produziert diese auch noch überwiegend selbst. Dabei liegt der Fokus seiner Arbeit auf deutschen, insbesondere Berliner sozialen Befindlichkeiten, innerhalb welcher seine modernen, konfliktreichen Figuren ihre ganz eigenen Schicksale bewältigen müssen, die häufig aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen mit ihren Tendenzen und ihrer Problematik einen wohlgefälligen bis entstellenden und entlarvenden Spiegel vorhalten. Mit seiner schlicht als Zeitreisen betitelten Trilogie hat der Regisseur sich den lang gehegten Wunsch einer ausführlichen Zusammenarbeit mit der bekannten, mehrfach für ihre darstellerischen Leistungen ausgezeichneten Schauspielerin Hannelore Elsner (Die Unberührbare, 2000, Alles auf Zucker!, 2005, Kirschblüten – Hanami, 2008) erfüllt, die über ihr äußerst populäres Fernsehgesicht hinaus eine großartige Akteurin ist, deren energiegeladenes, facettenreiches und intensives Auftreten im Kreise eines allgemein sehr individualistischen, stimmigen Ensembles auch den Zeitreisen eine ganz besondere Qualität verleiht.
Beginnend mit Rot und Blau (2003), der die Vergangenheit repräsentiert, über Frau fährt, Mann schläft (2004) zur Gegenwart bis hin zu Rauchzeichen (2006), der in die Zukunft verweist, hat Rudolf Thome eine Trilogie entworfen, die zwar im Grunde drei unterschiedliche Geschichten ebensolcher Figuren erzählt, die jedoch durch verbindende dramaturgische Elemente und vor allem weitgehend durch dieselben Darsteller miteinander verknüpft sind, so dass es auch leicht modifizierte, unabhängige Episoden eines einzigen Films sein könnten, der frei mit differenten Perspektivverschiebungen arbeitet. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht jeweils eine Frau jenseits der Vierzig (Hannelore Elsner), die sich heftigen familiären Erschütterungen ausgesetzt sieht, mit denen sie unweigerlich zurechtkommen muss, wobei der letzte Teil Rauchzeichen, der auf Sardinien spielt, dabei ein wenig aus dem Rahmen fällt, indem er nicht die Frau in der Krise thematisiert, sondern ihr nunmehr eine glückliche Zeit zugesteht und die Konzentration eher auf die schwierige Situation eines Mannes (Karl Kranzkowski) lenkt und dabei eine positive Liebesbeziehung zulässt.

Das Themenspektrum der Trilogie gestaltet sich so vielschichtig wie die Verhältnisse der Charaktere untereinander, die neben ihrer Darstellung einer gewissen Normalität auch erfrischend schräg daherkommen, was die Filme Rudolf Thomes von der Gefälligkeit ähnlich konstruierter Fernsehspiele wohltuend unterscheidet, bei denen Alkoholprobleme, Eltern-Kind-Katastrophen oder die Frage nach dem Lebensglück ebenfalls beliebte inhaltliche Territorien liefern. Die starke wie schwächelnde Frauenfigur katapultiert sich gerade durch ihre Zerrissenheit, die sie überwiegend als Bestandteil ihres Wesens betrachtet und sorgfältig hegt, in die Position einer schillernden wie sturen Symphatieträgerin, welcher der Zuschauer gern durch die unwegsamen Pfade ihrer zweiten Lebenshälfte folgt.

Auf den DVDs befindet sich reichlich interessantes Begleitmaterial zu jedem einzelnen Film, das vor allem in umfangreichen Erzählungen des Regisseurs über die Entstehungsgeschichte der Trilogie, seine konkrete Arbeitsweise beim filmischen Schaffen und seine persönlichen, professionellen und auch selbstkritischen Haltungen besteht – Informationen, die zu einer umfassenden Beschäftigung mit diesen drei sehr ansprechenden deutschen Filmen einladen, die sicherlich auf Grund ihrer inhaltlichen Schwerpunkte und deren Ausgestaltung für ein älteres Publikum besonders attraktiv sind.

Rudolf Thome - Zeitreisen-Trilogie

Seit über vier Jahrzehnten bereits schreibt der deutsche Filmemacher Rudolf Thome, der im nächsten Jahr siebzig wird, Drehbücher, inszeniert Geschichten und produziert diese auch noch überwiegend selbst.
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