JCVD

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Der Rezensent verkneift es sich, über das große Comeback der 1980er und 90er Jahre Action Heroes zu schwadronieren. Natürlich wollte es Bruce Willis mit Stirb langsam 4.0 all seinen Spöttern – und auch Fans — noch mal beweisen. Aber er war nie weg. Natürlich hat Mickey Rourke mit The Wrestler einen seiner besten Filme abgeliefert. Aber auch er war im Grunde (dank vieler Nebenrollen in u.a. Sin City) nie wirklich weg. Das die zweite Garde bereit steht, um ihre Vorbilder zu beerben (Dwayne ‚The Rock‘ Johnson und John Cena seien da nur genannt), war wohl zu viel für die Recken der handgemachten Action. Das dann aber gerade DER Prügelknabe schlecht hin, Jean-Claude Van Damme, mit einer seiner besten Arbeiten und auch noch im low budget-Bereich daher kommt… Wer hätte bitte das erwartet? Fehlen noch Chuck Norris, Dolph Lundgren und Steven Seagal. Wobei letzterer in JCVD schön eine verbale Watsche bekommt und Vorletzter neben seinen Reißbrett-Prügelorgien mittlerweile auch Regie führt. Und das gar nicht mal so übel, siehe The Mechanik. Gut, man streiche bitte den ersten Satz dieser Rezension…
Jean-Claude Van Damme (Universal Soldier, Bloodsport) hetzt durch ein Kriegsszenario, schießt/sticht/prügelt/würgt seine Gegner ins Nirwana. Eine umfallende Häuserwand entlarvt das Gemetzel als die Dreharbeiten zu seinem neuen Actioner. Doch Van Damme kann nicht mehr. Bizeps und Waschbrettbauch sind zwar noch da, aber ihm ist es deutlich anzusehen: Er ist zu alt für diese Scheiße. Noch dazu kämpft er in der wirklichen Welt um das Sorgerecht seiner kleinen Tochter. Als er in Brüssel auf der Post Geld holen will, wird er unversehens als Geisel genommen. Die Posträuber drehen alles so, das es so aussieht, als würde der belgische Actionstar den Überfall begehen. Und schon wimmelt es von Schaulustiger und Fernsehkameras. Van Damme arrangiert sich mit der Situation und steht den Geiselnehmern sogar mit seiner langjährigen Erfahrung aus Action-Filmen zur Seite.

Regisseur Mabrouk El Mechri macht das Beste aus der Prämisse. Man glaubt, in Belgien gebe es ausschließlich Van Damme-Fans. Jeder will ein Autogramm und ein Foto mit den Muscles from Brussles, so Van Dammes Spitzname. Wer hätte je gedacht, dass Jean-Claude Van Damme jemanden zu Tränen rühren könnte? Er schafft es, in dem er urplötzlich – losgelöst von der (Film)Realität – über sein Leben siniert. Darüber, wie er mit Nichts nach Hollywood ging, wie er mit Drogen angefangen hat, wie er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Und Van Damme spielt verdammt gut. Man glaubt, seinen Augen nicht zu trauen. Das dabei Klischees ins ironische umgekippt werden und das Seitenhiebe aufs Business verteilt werden („Der Film kostet sechs Millionen, meine Gage beträgt vier… Was bleibt dann noch großartig für den Film übrig?“) ist Ehrensache.

Jetzt ist es an dem belgischen Karate Tiger aus dieser cineastischen Perle mehr zu machen. Also nicht wieder in die tumbe Action Ecke gedrückt zu werden, sondern hierauf aufbauen. Wie er schon in JCVD seinem Manager vorgeschlagen hat: In einem kleinen Film mitspielen, wo er kaum Geld bekommt, aber ein gutes Drehbuch hat…

Fazit: Action-Fans könnten enttäuscht sein, das ihr Idol ausnahmsweise mal mehr redet, als das es kämpft. Und Arthouse-Freunde werden überrascht sein, dass ihr Lieblingsfeindbild mehr drauf hat, als sie glaubten. Sehenswert ist der Film auf jeden Fall. Trotz kleinerer Längen.

JCVD

Der Rezensent verkneift es sich, über das große Comeback der 1980er und 1990er Jahre Action Heroes zu schwadronieren. Natürlich wollte es Bruce Willis mit Stirb langsam 4.0 all seinen Spöttern – und auch Fans — noch mal beweisen.
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