Das Versprechen (1994)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine Liebe, eine Hoffnung, eine Mauer

Im Sommer des Jahres 1961 ereignete sich etwas Ungeheuerliches: Da wurde mit einer monströsen Mauer die Grenze der damaligen DDR befestigt, die unter Bezeichnungen wie „antifaschistischer Schutzwall“ in die Geschichte einging. Von der anderen Seite aus betrachtet war es schlicht die „Berliner Mauer“, die aus der ehemaligen deutschen Hauptstadt eine Insel mit einmaligem historischem Status schuf. Mit authentischen Bildern, die den Mauerbau und seine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bevölkerung Berlins dokumentieren, beginnt Das Versprechen von Margarethe von Trotta, der sich 1994 als einer der ersten Spielfilme nach der Öffnung und Beseitigung der Mauer im Jahre 1989 mit diesem brisanten Thema bis hin zur Deutschen Wiedervereinigung beschäftigte.
Nicht lange nach der Errichtung der Berliner Mauer beschließt das junge Liebespaar Sophie (Meret Becker, später Corinna Harfouch) und Konrad (Anian Zollner, später August Zirner), mit drei weiteren Freunden in den Westen zu fliehen. Sie planen, während einer Tanzveranstaltung durch das Kanalisationsnetz zu entkommen, doch nur vier der jungen Leute kommen verdreckt und glücklich dort an: Konrad stolpert über seine Schnürsenkel und erreicht den Gulli-Einstieg zu spät, über den er gerade noch den Deckel schieben kann, um seine Freunde zu schützen, als auch schon Konrads Vater (Dieter Mann) mit der Polizei um die Ecke kommt. Das hastig ausgesprochene Versprechen Konrads an die besorgte Sophie, nachzukommen, wird sich erst einmal nicht erfüllen, zumal sich der Kontakt der beiden, die nun nicht weit voneinander entfernt in völlig verschiedenen Welten leben, von nun an äußerst schwierig gestaltet und nur über Dritte überhaupt möglich ist.

Während Sophie in Westberlin bei ihrer Tante (Tina Engel) in die Modebranche einsteigt, schlägt Konrad nach einigen Repressalien eine viel versprechende Laufbahn als Wissenschaftler ein. Es wird deutlich, dass Konrad nicht mehr so einfach nachkommen wird, doch als er zu einer Tagung nach Prag reisen soll, verabredet er sich dort mit Sophie, und sie feiern ein frohes Wiedersehen mit festen Plänen für ein gemeinsames Leben. Doch mittlerweile hat sich die politische Situation im Zuge des so genannten Kalten Krieges derart zugespitzt, dass die Panzer durch Prag rollen, und in dem Durcheinander wird das Liebespaar erneut getrennt. Und dieses Mal verbindet sie ein noch stärkeres Band, denn Sophie erwartet ein Kind von Konrad und entscheidet sich letztlich dafür, zunächst einmal ihr eigenes Leben zu ordnen und ohne den Geliebten zu organisieren, dessen Bemühungen, bei ihr zu sein, ihr ohnehin inzwischen recht vage erscheinen. Aber so unberechenbar auch die sich ständig verändernden Grenzverhältnisse sind, bergen sie in all den Jahren auch immer wieder seltene Möglichkeiten, dass Sophie und Konrad und auch ihr Sohn Alexander sich wiedersehen, bis plötzlich im November 1989 nach langem, zunehmendem Widerstand die Grenzstationen geöffnet werden und die Mauer zu bröckeln beginnt …

Margarethe von Trotta gelingt es mit liebevollen Details auf sehr berührende Weise, das Persönliche mit dem Politischen zu verknüpfen, die Liebesgeschichte mit den sorgfältig recherchierten historischen Begebenheiten. Dass ihr Das Versprechen neben dem Bayerischen Filmpreis 1995 für die Beste Regie (Meret Becker wurde ebenfalls als Beste Schauspielerin ausgezeichnet) auch jede Menge empörter Kritiken eingebracht hat, ist wohl dem schwierigen deutsch-deutschen Thema zuzuschreiben, dessen Betrachtung und Darstellung eben eine Positionierung verlangt, die in diesem Fall sicherlich ganz besonders empfindlich rezipiert wird – ein Umstand, der das ohnehin differenzierte Bild auf dieses Kapitel der Geschichte zweifellos zusätzlich bereichert. Denn handwerklich, dramaturgisch und auch schauspielerisch ist dieser Film auch heute noch sehenswert und nach wie vor einer der bedeutsamsten filmischen Stoffe zum Thema der Deutschen Wiedervereinigung.

Das Versprechen (1994)

Im Sommer des Jahres 1961 ereignete sich etwas Ungeheuerliches: Da wurde mit einer monströsen Mauer die Grenze der damaligen DDR befestigt, die unter Bezeichnungen wie „antifaschistischer Schutzwall“ in die Geschichte einging.
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