Sarabande

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der letzte Film des Ingmar Bergman

Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman, der letzten Sommer im Alter von 89 Jahren verstarb, gehört zu den ganz Großen der Filmgeschichte. 1997 wurde er in Cannes mit der „Palme der Palmen“ als „größter Filmregisseur aller Zeiten“ geehrt. Als 1983 sein berühmtes Werk Fanny und Alexander / Fanny och Alexander erschien, für das er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, kokettierte der umtriebige Theater- und Filmemacher bereits damit, dass dieses Familienepos sein letzter Film sei, der sozusagen die Essenz seines Schaffens repräsentiere, doch es folgten noch weitere Arbeiten, und Sarabande / Saraband von 2003 beschloss schließlich seine 57 Jahre währende Tätigkeit als Filmregisseur.
Nachdem sie dreißig Jahre keinen Kontakt miteinander hatten, besucht die Rechtsanwältin Marianne (Liv Ullmann) ihren einstigen Ehemann Johan (Erland Josephson), mit dem sie zwei Töchter hat, in seiner selbst gewählten Zurückgezogenheit in seinem kleinen Haus oberhalb eines Dorfes inmitten einer prächtigen Landschaft. Beiderseits ist die Freude groß, Marianne quartiert sich für eine Weile bei Johan ein, und es beginnt eine Zeit der ganz intensiven Gespräche über die Familie und andere Beziehungen, in die auch Johans Sohn Henrik (Börje Ahlstedt) und seine Enkelin Karin (Julia Dufvenius) eingebunden sind, die eine seltsame Vater-Tochter-Beziehung führen, aus der die begabte Musikerin nun ausbrechen will, um ihren eigenen Weg zu finden.

Dreißig Jahre nach seinem Film Szenen einer Ehe / Scener ur ett äktenskap lässt Ingmar Bergman die damaligen Figuren nun erneut aufeinander treffen, doch dieses Mal geht es nicht um ihre Beziehung zueinander, sondern um das Schicksal der neuen, jungen Generation verkörpert durch Karin, die sich nach Veränderungen sehnt, während die Alten ihre Lebensfiguration offensichtlich zementiert haben. Die Geschichte besteht aus einem Prolog, einem Epilog sowie aus zehn Dialogen und wird von Marianne erzählt, die sich dabei offensiv an den Zuschauer wendet. In dieser Struktur ist bereits angelegt, dass überwiegend geredet wird, und es sind diese Familien- und Beziehungsgeschichten, die der Film fokussiert – ein kluges, sorgfältig inszeniertes Werk, dessen schwerlastige Atmosphäre durch die Titelmusik einer Cello-Sarabande von Johann Sebastian Bach unterstrichen wird. Doch Sarabande setzt sich auch auf eindringliche, berührende und unpathetische Weise mit dem Thema der Vergänglichkeit, dem Nahen des Todes und der Furcht davor auseinander. Wenn die beiden Alten, die sich vor vielen Jahren schon alles angetan hatten, in ihrer gnadenlosen, schutzlosen Nacktheit tröstlich vereint beieinander liegen, dann weht der Hauch eines der großen Geheimnisse der Liebe durch die Nacht, daran gemahnend, eine wertvolle Vertrautheit nicht aufzugeben, trotz der wehen Wunden, die sie einst gerissen hat.

Sarabande

Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman, der letzten Sommer im Alter von 89 Jahren verstarb, gehört zu den ganz Großen der Filmgeschichte. 1997 wurde er in Cannes mit der „Palme der Palmen“ als „größter Filmregisseur aller Zeiten“ geehrt.
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