The Blue Gardenia – Eine Frau will vergessen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine Stadt sucht eine Mörderin

Wenn eine Frau von tiefstem Herzschmerz getroffen ist, will sie manchmal einfach nur vergessen, so dass ihr mit einem Male beinahe jeder Kerl recht ist, der ihr ein wenig Ablenkung beschert und sie darin bestätigt, noch begehrenswert zu sein. In dem Schwarzweiß-Klassiker The Blue Gardenia – Eine Frau will vergessen / The Blue Gardenia von Fritz Lang aus dem Jahre 1953, der nun auf DVD erscheint, wird der schönen Protagonistin genau diese Situation zum Verhängnis, denn sie hat nur vage Erinnerungen an eine turbulente Nacht, in deren Verlauf ihr zufälliger Begleiter ums Leben kommt.
Es ist ihr Geburtstag, den die Telefonistin Norah Larkin (Anne Baxter), die mit ihren beiden Kolleginnen Crystal Carpenter (Ann Sothern) und Sally Ellis (Jeff Donnell) in einer Wohngemeinschaft lebt, ganz allein verbringen will, in romantischem Gedenken an ihren Verlobten, der zwar als Soldat im Koreakrieg kämpft, aber einen seiner seltenen Briefe geschickt hat, den Norah zu einem Glas Sekt zelebrieren will, sobald ihre Mitbewohnerinnen ausgegangen sind. Doch die Zeilen des fernen Liebsten sind ein Abschiedsbrief, denn dieser hat in Korea seiner Krankenschwester sein Herz geschenkt. Verletzt und trotzig stürzt sich Norah in eine Verabredung mit dem Herzensbrecher Harry Prebble (Raymond Burr), der eigentlich ihre Kollegin Crystal einladen wollte, und verbringt mit ihm einen feucht-fröhlichen Abend im Lokal „The Blue Gardenia“, der sie schließlich völlig betrunken in seine Wohnung führt.

Als Norah am nächsten Morgen in ihrem eigenen Bett erwacht, kann sie sich nur beunruhigend bruchstückhaft an den Ausgang der vergangenen Nacht erinnern, und bald darauf erscheinen schon die Schlagzeilen von Harry Prebbles Ermordung. Angeführt von dem Journalisten Casey Mayo (Richard Conte) beginnt nun die Suche nach der unbekannten Frau, die mit Prebble seinen letzten Abend verbrachte und allgemein bereits als seine Mörderin gilt. Doch nur eine blinde Blumenverkäuferin, von der Prebble eine blaue Gardenie für Norah gekauft hat, kann Näheres über seine Begleiterin aussagen, die nicht einmal selbst weiß, ob sie in jener Nacht zur Mörderin geworden ist. Als die Ermittlungen der Polizei ins Stocken geraten, wendet sich der von der Geschichte besessene Reporter Casey Mayo in einem spektakulären, offenen Brief in der Zeitung an die Unbekannte und bietet ihr seine Hilfe an, wenn sie ihm vor der Polizei die ganze Geschichte erzählt. Damit setzt eine Flut von Anrufen begeisterter Trittbrettfahrerinnen der Frau mit der blauen Gardenie ein, wie Norah inzwischen in der Presse und der mitfiebernden Öffentlichkeit genannt wird, und in ihrer Verzweiflung wendet sie sich schließlich tatsächlich an Mayo, der rasch Gefallen an ihr findet …

The Blue Gardenia – Eine Frau will vergessen gehört zu den Spielfilmen des vielseitigen deutschen Regisseurs Fritz Lang (M – Eine Stadt sucht einen Mörder, 1931, Das Testament des Dr. Mabuse, 1933, Der Tiger von Eschnapur, 1959), die in den USA entstanden, wo der Filmemacher seit 1934 lebte, nachdem er das nationalsozialistische Deutschland 1933 verlassen hatte. Die spannend und tiefsinnig inszenierte Geschichte um Schein und Wahrheit, Öffentlichkeit und ganz intimer Perspektiver ist nach wie vor sehenswert, vor allem natürlich für Fans des Jazz-Musikers Nat „King“ Cole, der im Film selbst den Titelsong „The Blue Gardenia“ im gleichnamigen Lokal zum Besten gibt.

The Blue Gardenia – Eine Frau will vergessen

Wenn eine Frau von tiefstem Herzschmerz getroffen ist, will sie manchmal einfach nur vergessen, so dass ihr mit einem Male beinahe jeder Kerl recht ist, der ihr ein wenig Ablenkung beschert und sie darin bestätigt, noch begehrenswert zu sein.
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