11Freunde Edition

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Cineastisches Trainingscamp für die bevorstehende Fußball-EM

Die Fußball-Europameisterschaft steht unmittelbar vor der Tür, und mit dem Beginn der Fußballwochen befürchtet mancher Filmtheaterbetreiber, dass sich schlagartig die Kinosäle leeren werden. „Public Viewing“ statt Filmgenuss im Kino scheint das Gebot der nächsten Zeit zu sein – mit anderen Worten: Fußball-EM und Kino, das verträgt sich nur selten, sofern das Kino nicht sowieso die Spiele auf die Leinwand überträgt. Dass Fußball und Kino doch so manches Mal eine schöne Allianz einzugehen vermögen, das zeigt die 11Freunde-Edition, die das Fußballmagazin gemeinsam mit Kinowelt Home Entertaiment pünktlich zum Beginn der EM veröffentlicht hat. Am Start sind elf Spiel- und Dokumentarfilme, die verschiedene Facetten des Fußballs beleuchten und die zumindest bei Fans dieser Sportart für helle Freude sorgen dürften.
Mit der Rückennummer 1 geht Der Triumph von München von Wolfgang Biereichel (Deutschland 1996, 88 Min.) ins Rennen und lässt den glorreichen Titelgewinn bei der WM 1974 im eigenen Lande noch einmal Revue passieren und zeichnet den Verlauf des Turniers nach, um am Rande auch auf Details wie den angeblichen Sex-Skandal im niederländischen Mannschaftsquartier und die Hintergründe der 0:1-Niederlage gegen die DDR einzugehen. In der Abwehr präsentiert Nick Lowe mit seinem Film The Football Factory (Großbritannien 2004, 87 Min.) einen beinharten Einblick in die Hooligan-Szene in Großbritannien und zeichnet in beinahe dokumentarischem Stil das Leben des Chelsea-Hools Tommy nach. Deutschland. Ein Sommermärchen von Sönke Wortmann (Deutschland 2006, 107 Min.) erinnert an die WM 2006 in Deutschland, wobei die bittere Niederlage gegen Italien im Halbfinale auch mit zwei Jahren Abstand immer noch verdammt schmerzt. In Peladao — Elf Freunde und eine Königin von Jörn Schoppe (Deutschland 2006, 85 Min.) schildert der Regisseur eines der wohl ungewöhnlichsten Fußballturniere der Welt, das – wie kann es anders sein – in Brasilien stattfindet. Fünf Monate lang kämpfen hier 1000 Mannschaften aus allen Bevölkerungsschichten um den Sieg und müssen zeigen, dass sie sich nicht nur auf die Schönheit des Spiels verstehen – denn jedes Team muss außerdem eine Schönheitskönigin präsentieren.

Mit Zidane — Ein Porträt im 21. Jahrhundert von Douglas Gordon und Phillipe Parreno (Frankreich 2006, 91 Min.) widmet sich die Edition einem der größten Fußballspieler unserer Zeit und verfolgt den Superstar und tragischen Helden der letzten WM während eines gesamten Spieles in Aktion, eingefangen von 17 Kameras, die während des Matches gegen den FC Villareal allein auf den französischen Superstar achteten – eine Arbeitsplatzbeschreibung der besonderen Art. In Nordkurve (Deutschland 1992, 101 Min.) schildert Adolf Winkelmann das Schicksal eines fiktiven Vereins im Ruhrgebiet, der kurz vor der Pleite steht und zudem mit dem Abstieg zu kämpfen hat – der vielleicht beste deutsche Spielfilm zur schönsten Nebensache der Welt. Ähnlich wie der Film über Zidane ist auch die Dokumentation Fußball wie noch nie — George Best von Hellmuth Costard (Deutschland 1970, 100 Min.) angelegt, sie verfolgt über 90 Minuten in Echtzeit den vwahrscheinlich besten britischen Spieler aller Zeiten und setzt der Ikone der Swinging Sixties damit ein leuchtendes Denkmal. Ein Fanal für die Kleinen und Unbeachteten des Rasensports setzt Johan Kramer mit seinem Film The Other Final (Niederlande 2002, 78 Min.), in dem er von einer fußballerischen Begegnung der anderen Art berichtet. Zeitgleich mit dem Endspiel der Fußball-WM 2002 treffen im Himalaya-Königreich Bhutan die beiden letzten Nationen in der FIFA-Weltrangliste an – die Kicker von der Karibikinsel Monserrat treffen auf die Ballartisten aus Bhutan – eine Hymne auf den wahren Geist des Fußballs und über die Liebe zum Spiel, die selbst größte Distanzen überwindet.

Ginga von Hank Levine, Marcelo Machado und Tocha Alves (Brasilien 2005, 78 Min.) zeigt begnadete Körper in Hochform: Junge brasilianische Spieler von der Straße zeigen ihre atemberaubenden Tricks und erzählen, was sie für sich erträumen. Und ziemlich häufig kommt in diesen Träumen die „Selecao“, die brasilianische Nationalmannschaft vor. Im Westen ging die Sonne auf von Wolfgang Ettlich (Deutschland 2002, 84 Min.) wirft einen Blick auf das Ruhrgebiet, wo Fußball schon immer stark ehrlicher Arbeit verknüpft war. In keiner anderen Gegend war Fußball so sehr Arbeit wie hier – vor allem in den Fünfzigern, als die Schlote noch rauchten und die Zechen noch in Betrieb waren. Den Abschluss der Fußball-Edition bildet schließlich Gil Mehmerts augenzwinkernde Hommage an Günter Netzer Aus der Tiefe des Raumes … Mitten ins Netz! (Deutschland 2004, 85 Min.), bei der aus einem Tipp-Kick-Männchen eine der größten deutschen Spielmacher wird.

Die 11Freunde Edition bietet Fußball- wie Filmfans gleichermaßen eine ausgewogene Mannschaftsaufstellung mit einigen echten fußballerischen Kabinettstückchen und damit das passende Begleitprogramm zur Fußball-EM sowie einen echten Appetitmacher an den spielfreien Tagen. Alle Titel sind sowohl einzeln wie auch in der Gesamtedition erhältlich. Nun kann das Leder endlich rollen…

11Freunde Edition

Die Fußball-Europameisterschaft steht unmittelbar vor der Tür, und mit dem Beginn der Fußballwochen befürchtet mancher Filmtheaterbetreiber, dass sich schlagartig die Kinosäle leeren werden.
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