The War Within

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

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Nach den unzähligen 9/11-und-seine-Folgen-Verarbeitungen wie World Trade Center, Operation: Kingdom oder Road to Guantanamo kommt nun ein Film, der das Pferd von hinten aufzäumt. The War Within erzählt, wie ein ehemals friedliebender Pakistaner zum Terroristen gemacht wird. Das Ergebnis ist aufrüttelnd, verstörend und vielleicht auch ein bisschen fragwürdig.
Der pakistanische Student Hassan (Ayad Akhtar) wird von einer Minute auf die nächste vom amerikanischen Geheimdienst auf offener Straße entführt. Drei lange Jahre wird er in irgendwelchen Folterkellern verhört und erniedrigt. In der Zwischenzeit wird sogar sein Bruder getötet. Als er endlich wieder frei ist, findet er Unterschlupf bei seinem Freund Sayeed (Firdous Bamji). Der lebt mit seiner Familie in New York den amerikanischen Traum; hat einen guten Job und ein schönes Haus. Was Sayeed nicht ahnt ist, dass Hassan – traumatisiert und radikalisiert – mit anderen Radikalen einen Anschlag in der City vorbereitet. Als er sich in Sayeeds Schwester verliebt und diese seine Gefühle erwidert, beginnt Hassan an seiner Mission zu zweifeln. Aber nicht lange.

The War Within ist starker Tobak und sicher kein Film, den man sich am Samstagabend ansieht. Die Darsteller sind authentisch und überzeugend, die Regie ist straight und routiniert. Doch die Bekehrung Hassans vom Pazifisten zum fanatischen Terroristen wird nur in kurzen Rückblenden angedeutet. Regisseur Joseph Castelo und seine zwei Co-Autoren (darunter Hauptdarsteller Ayad Akhtar) legen den Schwerpunkt der Geschichte auf das Danach. Es wäre jedoch auch wichtig gewesen, den Weg Hassans zum Nullpunkt zu zeigen. So hätte die Geschichte im Ganzen und Hassans Zweifel an der Richtigkeit der Mission, plausibler werden können. Kurz gesagt: Vorne etwas mehr und hinten weniger. Zum Beispiel ist es ermüdend, Hassan immer wieder grübelnd ins Leere starren zu sehen. Manchmal muss man eben dahin, wo es weh tut. Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Folter, die Hassans Veränderung auslöst, auch zu zeigen. Doch hier spart die Regie konsequent. Außer anschreien passiert wenig in den Kellern der Folterknechte.

Nichtsdestotrotz ist The War Within spannendes, politisches Kino, dass dem ‚Krieg gegen den Terror‘ eine völlig neue Seite abgewinnt.

The War Within

Nach den unzähligen 9/11-und-seine-Folgen-Verarbeitungen wie World Trade Center, Operation: Kingdom oder Raod to Guantanamo kommt nun ein Film, der das Pferd von hinten aufzäumt.
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