Where in the World Is Osama Bin Laden?

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Im Juli 2007 hat der US-amerikanische Senat das Kopfgeld auf den berühmtesten und gleichzeitig bisher ungreifbaren Terroristen der Welt verdoppelt: Für Hinweise, die zur Festnahme oder auch zum Tod Osama Bin Ladens gereichen, ist eine astronomische Prämie von nunmehr 50 Millionen Dollar ausgesetzt. Da liegt die durch unzählige internationale Spekulationen umwobene Frage auf der Hand, wo um alles in der Welt denn dieser als gefährlichster Mann auf Erden deklarierte Osama Bin Laden zu finden ist, den selbst die versiertesten Geheimdienste nicht aufzuspüren vermögen. Unter diesem Motto macht sich der einsatzfreudige Filmemacher Morgan Spurlock (Super Size Me, 2004) in satirischer Haltung aus dem heimischen New York in den Nahen und Mittleren Osten auf, um sich dort nach dem Verbleib dieser mystifizierten Person zu erkundigen und auch der einen oder anderen Vermutung zu folgen.
Im Zuge der Vorbereitungen seiner Reise auf den Spuren Osama Bin Ladens begibt sich Morgan Spurlock zunächst zum Arzt, um sich die notwendigen Impfungen verpassen zu lassen, absolviert in seiner selbstironischen Manier einen Selbstverteidigungskurs sowie ein Verhaltenstraining im Falle einer Entführung. Der wackere, hartnäckige Rechercheur soll doch gesund zurückkehren, zumal er mit seiner Frau Alexandra ein Baby erwartet, zu dessen Geburt er pünktlich wieder in New York eintreffen will. Innerhalb der Dokumentation spielt dieses persönliche Ereignis immer wieder eine bedeutsame Rolle, und es erscheinen mehrfach Sequenzen, die Telefonate der beiden oder auch den Verlauf der Schwangerschaft dokumentieren. Die Aussicht des Regisseurs, bald Vater zu werden, wird auf humoristische Weise dramaturgisch funktionalisiert, indem sie als Motivation für sein verstärktes Sicherheitsbestreben deklariert wird – ein exemplarisch häufig präsenter Effekt des Films, ernsthafte Aspekte mit ironischen Überzeichnungen zu unterwandern.

Die Stationen seiner Reise führen Morgan Spurlock von Ägypten über Marokko nach Israel / Palästina, Jordanien, Saudi-Arabien, Afghanistan und schließlich Pakistan, wo neben mehr oder weniger ausführlichen Gesprächen mit den Menschen dieser Regionen auch immer wieder die grausamen Folgen von Terroranschlägen gezeigt werden. Hier destilliert angesichts der vielschichtigen, abgründigen Thematik zeitweilig völlig die klamaukhafte Tendenz vor einer berührenden Authentizität, mit der auch der Regisseur selbst die Ge- und Befangenheit in seiner eigenen kulturellen Identität zum Ausdruck bringt. Und am Ende trifft er dann auch rechtzeitig in New York ein, um die Geburt seines Sohnes Laken mitzuerleben, dem diese schräge Dokumentation gewidmet ist.

Auch wenn vor allem die verstärkt zu Beginn des Films eingefügten, im Comic-Stil animierten Sequenzen mitunter ein wenig albern anmuten, spiegelt diese respektlose, durchaus komische Polemik auch den nicht zu unterschätzenden Show-Effekt dieses todernsten Themas wider, der sich nur allzu häufig in den Medienberichten niederschlägt. Unterwegs jedoch, im Gespräch mit den Menschen, überwiegt eine sich ganz natürlich einstellende Ernsthaftigkeit, die auch den Regisseur selbst sichtlich ergreift. Where in the World Is Osama Bin Laden? stellt eine anregende Satire im Spannungsfeld zwischen bitter-ernst und bitter-böse dar, die vorrangig auf ein junges Publikum in dem sicherlich nicht unumstrittenen Bemühen abzielt, das bedrohliche Phänomen des Terrorismus zu karikieren. Wird der Film, der beim Sundance Film Festival seine Premiere feierte, auch verständlicherweise sehr kontrovers rezipiert, zeichnet er sich doch zumindest allein durch die überraschend reflektierte Tendenz aus, dass der Damön Osama Bin Laden in seiner öffentlichen Repräsentation lediglich ein signifikantes Konstrukt darstellt.

Where in the World Is Osama Bin Laden?

Im Juli 2007 hat der US-amerikanische Senat das Kopfgeld auf den berühmtesten und gleichzeitig bisher ungreifbaren Terroristen der Welt verdoppelt: Für Hinweise, die zur Festnahme oder auch zum Tod Osama Bin Ladens gereichen, ist eine astronomische Prämie von nunmehr 50 Millionen Dollar ausgesetzt.
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