Das Mambospiel

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Wer zuerst schlägt, schlägt am besten

Diese Versuchung haben sich sicherlich die meisten schon einmal genüsslich durch den Kopf gehen lassen: Man entdeckt unvermittelt eine Tüte voller Geld und könnte sie unbemerkt an sich bringen. Das ist die Ausgangssituation der schrägen, derben Komödie des grobcharmigen Schauspielers und Regisseurs Michael Gwisdek (Kleinruppin Forever, Elementarteilchen), der darin selbst die Rolle eines in die Jahre gekommenen Akteurs spielt, der schon lange davon träumt und unablässig auf seine Weise daran arbeitet, endlich seinen ganz eigenen Film zu machen. Das Mambospiel nimmt mit illustrer, prominenter Besetzung so ganz nebenbei kräftig die deutsche Filmszene auf den Arm, ist aber vor allem eine unsentimentale, überwiegend heitere Liebesgeschichte mit mitunter knallharten Wendungen, die den leichten, doch deftigen Ton gelegentlich drastisch dämpfen.
Maria (Corinna Harfouch) ist eine energische, engagierte Schauspielerin, die nicht gerade nach ihren Wunschvorstellungen besetzt wird und sich finanziell leidlich über Wasser halten kann. Ihr Freund Gregor (Jürgen Vogel) bemüht sich vergeblich, seinen selbst verfassten Roman zu verkaufen und trägt auch ansonsten wenig zum Lebensunterhalt und zum Beziehungsleben bei und ist damit ein nur allzu typischer Vertreter der Männer im Leben der resoluten Frau. Eines Tages bringt Maria zufällig und unbeobachtet die Beute aus einem Banküberfall an sich, und mit einem Mal scheint das Leben großartige Veränderungen für sie bereitzuhalten. Doch zunächst ist alles wie gewohnt, und als sie Gregor von ihrem Fund berichten will, hört dieser seiner Freundin – wie so häufig – nicht einmal zu. Ratlos, ob sie das Geld einfach so behalten soll, wendet sich Maria an ihren einstigen Liebsten Martin (Michael Gwisdek), der als versponnenes, aber emphatisches Original die Szenerie der Filmfreaks auf dem Kiez belebt. Doch Martin, der sich so besessen wie auch mal brutal darum bemüht, einen Produzenten für seine lang gehegte Filmidee aufzureißen, raubt Marias Erscheinen erst einmal die Fassung, denn als sie überraschend bei ihm auftaucht, sind zwei Jahre vergangen, seitdem sie ihn mit den Worten verabschiedete: „Lass mich mal einen Tag allein verleben!“

Maria und Martin sehen sich nun wieder häufiger und entdecken erneut auch ihre erotische Anziehung füreinander, trotz heftiger Streitereien, Vermeidungsstrategien und anderweitiger Beziehungen. Doch die Annäherung gestaltet sich recht zögerlich, da Martin zudem in einige Turbulenzen um Julia (Franziska Petri) verstrickt ist, die manchmal so etwas wie eine gerade erwachsene Tochter auf der schiefen Bahn für ihn darstellt. Und dann ist da noch der Film, der dem Besessenen keine Ruhe lässt und den er mit Unterstützung seiner treuen, brotlosen Schauspielercrew permanent eifrig weiterentwickelt, bis Maria schließlich die Dinge in die Hand nimmt …

Inwiefern plötzlicher Reichtum das Leben eines Menschen verändert, ist die Frage, die der Film humorig und ernst zugleich nicht eindeutig beantwortet, sondern unprätentiös hier und da aufklingen lässt. Immer wieder steuert die Dramaturgie geschickt auf die Möglichkeit zu, dass Maria ihren unverhofft gewonnenen Zaster doch noch verlieren wird, um sich am Ende dahingehend noch einmal sehr schön schlüssig und spannend zuzuspitzen – eine Inszenierung, die mit zahlreichen witzig verzerrten filmischen Zitaten trotz einiger leicht wirrer Wendungen immer wieder spannend und unterhaltsam bleibt. Das Mambospiel besticht vor allem durch seine mitunter bitterbösen Dialoge, die sich mit der Filmbranche ebenso beschäftigen wie mit Liebe und Sex, sowie durch das widerborstig-harmonische Zusammenspiel eines absolut sehenswerten Ensembles, das mit Schauspielern wie Henry Hübchen, Anna Loos und Dietmar Bär in Nebenrollen aufwartet. Worin nun das Mambospiel besteht, das dem Film seinen Titel verleiht, erklärt Michael Gwisdek als das trickreiche Schlitzohr Martin anschaulich und knapp wie einen geschätzten Leitsatz: Du musst es sein, der dem Anderen zuerst in die Fresse schlägt, und zwar kräftig.

Das Mambospiel

Diese Versuchung haben sich sicherlich die meisten schon einmal genüsslich durch den Kopf gehen lassen: Man entdeckt unvermittelt eine Tüte voller Geld und könnte sie unbemerkt an sich bringen.
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