Kurzer Prozess

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der Mörder ist ein Cop

Es ist mittlerweile innerhalb des Genres der Thriller eine beliebte Konstellation: Ein Serienmörder, der trotz unaufhebbarer Gegnerschaft in einer außergewöhnlichen, gleichermaßen distanzierten wie persönlichen Verbindung mit den Ermittlern steht, die danach trachten, ihn zur Strecke zu bringen. Diese besondere Form der Intimfeindschaft trägt auch die Spannung in Jon Avnets Thriller Kurzer Prozess, in dem rasch deutlich wird, dass der Täter aus den Reihen der Gesetzeshüter stammen muss, deren Zusammenarbeit fortan durch schwelendes Misstrauen geprägt wird.
Die beiden gestandenen, desillusionierten Cops Tom „Turk“ Cowan (Robert De Niro) und David „Rooster“ Fisk (Al Pacino) sind nicht nur beruflich ein symbiotisches Team, sondern auch durch eine absolut loyale, eingespielte Männerfreundschaft verbunden. Die Anfangssequenzen des Films, die einen sehr dynamisch geschnittenen Auftakt darstellen, zeigen die beiden bei ritualisierten Schießübungen und beim gemeinsamen Sport, stets Seite an Seite. Doch auch wenn diese Beziehung – gestaltet von der Souveränität zweier Superstars des kriminellen Genres – die tragende Komponente in Kurzer Prozess darstellt, die sich durchaus ansprechend gestaltet, verschenkt die Dramaturgie des Films diese vielversprechende Basis zunehmend an eine leicht wirre wie schwachbrüstige Entwicklung, die weit hinter den Möglichkeiten der im Detail nicht üblen Ideen und Wendungen zurückbleibt.

Da geht ein unbarmherziger Mörder um, der sich seine Opfer offenbar gezielt unter ganz üblen Gestalten auswählt, die der gerechten Strafe für ihre Verbrechen entgangen sind. Wenn er zuschlägt, hinterlässt er am Tatort ein kleines Spottgedicht für seine Ermittler, bei denen sich zunächst nur eine brisante Gewissheit einstellt: Der selbst ernannte Racheengel, der offensichtlich ein Spielchen mit ihnen veranstaltet, muss ein Cop sein – eine Erkenntnis, die zunehmend das Gleichgewicht der darauf angesetzten Polizisten aus der Balance schubst. Der Verdacht fällt zunehmend auf den hartgesottenen Turk, der mit der aparten Forensikerin Karen Corelli (Carla Gugino) liiert ist, doch sein Partner Rooster verteidigt ihn nach allen Kräften, selbst dann, als auch Karen ihrem Geliebten zu misstrauen beginnt. Der Verdacht verhärtet sich und die Morde gehen weiter, ohne dass sich eine brauchbare Spur ergibt. Turk, der mittlerweile ebenso wie Rooster einen Polizeipsychologen verordnet bekommen hat, beteuert seine Unschuld, und als ein Opfer des Killers den Anschlag schwer verletzt überlebt, eskalieren die Nerven und Ergeignisse …

Da gibt es durchaus immer wieder Spannung innerhalb des Geschehens, das am Ende zur irreführenden Ausgangssituation zurückkehrt, doch die Ansätze verheddern sich in einer zu wenig gehaltvollen und zu stark unwegsamen Geschichte, die allzu sehr auf die stark besetzten Figuren vertraut, die dann doch in substanzarmer Selbstinszenierung erstarren. Überdreht und allzu sentimentalisiert wirkt dann auch der Schluss, dessen installierte Aufklärung zwar überrascht, doch letztlich nicht überzeugt. Dennoch ist es mitunter ein Vergnügen, Robert De Niro und Al Pacino in enger Kombination beim intensiven Spiel zu beobachten, die zwar deutlich gealtert, doch nach wie vor voller Biss in ihren vertrauten Ausprägungen auftreten. Dass Al Pacino für diese Rolle mit einem Razzie Award als Schlechtester Schauspieler verhöhnt wurde, erscheint doch allzu hart, aber es ist ein Ausdruck der gewaltigen Enttäuschung von Kritik und Fangemeinde, die dieser Film ausgelöst hat.

Kurzer Prozess

Es ist mittlerweile innerhalb des Genres der Thriller eine beliebte Konstellation: Ein Serienmörder, der trotz unaufhebbarer Gegnerschaft in einer außergewöhnlichen, gleichermaßen distanzierten wie persönlichen Verbindung mit den Ermittlern steht, die danach trachten, ihn zur Strecke zu bringen.
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