Jodhaa Akbar

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Im Himmel von Bollywood

Dass sie sich in ihrer Position als Prinzessin ihren zukünftigen Gemahl kaum aus Herzensgründen wird aussuchen können, ist der atemberaubend schönen und kämpferisch versierten Jodhaa (Aishwarya Rai Bachchan) durchaus bewusst. Doch dass ihr Vater Bharmal (Kulbhushan Kharbanda), der König der Rajputen, die gläubige Hinduistin aus politischen Gründen ausgerechnet mit dem muslimischen Großmogul Jalaluddin Mohammad (Hrithik Roshan) verheiraten will, stürzt die junge Frau in tiefe Verzweiflung. Dennoch willigt Jodhaa ein, sich für den Frieden zwischen den beiden Völkern zu opfern, stellt ihrem Jalaluddin jedoch die Bedingung, ihre Religion beibehalten und ausüben zu dürfen, der dieser zu ihrer und aller Überraschung zustimmt. Die Hochzeitsnacht naht, und nach den offiziellen Feierlichkeiten sträubt sich die Braut in ihren Gemächern, mit ihrem Angetrauten auf Tuchfühlung zu gehen. Als edler, sensibler Charakter ist Jalaluddin nicht der Mann, der sich Intimitäten erzwingt, und mit seinem Ausspruch „Ich schwöre, dass ich Euch erst berühren werde, wenn Euer Herz bereit ist!“ gehen die Eheleute erst einmal auf Distanz – und es ist ein langer, ereignisreicher Weg, bis Jodhaa und Jalaluddin doch noch zueinander finden.
Die bewegte und bewegende Geschichte voller politischer Verwicklungen und Intrigen spielt im Indien des 16. Jahrhunderts und thematisiert die schwierige, doch gelingende Verbindung zweier unterschiedlicher Kulturen und Religionen miteinander, die auf einem zunächst forcierten Ehebündnis basiert. Bei aller geradezu schwindelnden Romantik und Tragik werden die Aspekte dieser Annäherung recht ausführlich und ernsthaft diskutiert, wobei eine Haltung der Toleranz und Großzügigkeit die Entwicklungen bestimmt, die durchaus für die heutige Zeit noch vorbildlich sein könnte. Jodhaa Akbar ist für zahlreiche Preise nominiert worden und konnte einige davon gewinnen, unter anderem eine Auszeichnung der Screen Weekly Awards für die Beste Choreographie von Raju Khan für den Song „Khwaja Mere Khwaja“, der als Event der Hochzeitsfeierlichkeiten einen tief beeindruckenden Höhepunkt markiert.

Wenn ein Film eines sehr speziellen Ausnahmegenres, der über drei Stunden lang dauert, geradezu wie im Fluge vergeht, müssen schon beinahe alle Komponenten von überragender Qualität sein. Das ist bei Jodhaa Akbar des indischen Schauspielers und Regisseurs Ashutosh Gowariker, der hier auch am Drehbuch mitschrieb sowie als Produzent fungierte und bereits mit Lagaan (2001) für begeistertes internationales Aufsehen sorgte, eindeutig der Fall. Über die aparten, grandios aufspielenden Akteure, die (farben)prächtigen Bilder und die ganz spezifische Atmosphäre hinaus, die charakteristisch für Hindi-Filme – so genannte Bollywood-Produktionen – sind, besticht und verzaubert dieser Film vor allem durch seine historisch verwurzelte, starke Geschichte, die schlüssig und spannend inszenierte Dramaturgie und die anspruchsvollen, wunderschön gestalteten Songs, die ein wenig untypisch für das Genre installiert wurden, was sich allerdings als sehr vorteilhaft für die Intensität der Handlung erweist, die sich immer wieder zu neuen ergreifenden Gipfeln aufbaut. Auch wenn die nachdenklich stimmenden Elemente keinen geringen Raum einnehmen, überwiegt bei Jodhaa Akbar dennoch die mitreißende Liebesgeschichte, deren Ausdrucksfülle bei der Länge des Films geradezu ein kleines Moratorium der Sentimente darstellt.

Jodhaa Akbar

Dass sie sich in ihrer Position als Prinzessin ihren zukünftigen Gemahl kaum aus Herzensgründen wird aussuchen können, ist der atemberaubend schönen und kämpferisch versierten Jodhaa (Aishwarya Rai Bachchan) durchaus bewusst.
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