Tod eines Keilers

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Krimisatire auf die Fairness des Schicksals

Es ist eine zynische Geschichte um einen Mord in Pathologen-Kreisen, die der Schweizer Urs Egger mit einem grandiosen Joachim Król in der Rolle eines todkranken Präparators inszeniert hat. Tod eines Keilers beschäftigt sich vor dem Szenario eines Instituts für Pathologie, in dem arrogante Mediziner eine giftige Atmosphäre verbreiten, satirisch mit der Frage, inwiefern das Auftreten einer ernsthaften Krankheiten gerecht sein kann, also nach gesundem Volksempfinden den Richtigen trifft, der diese durch seine Persönlichkeit oder seine Lebensführung auch tatsächlich verdient hat, und inwiefern ein drastischer Eingriff in die Wendungen des Schicksals durch menschliche Gewaltausübung mindestens verständlich, wenn nicht gar entschuldbar ist.
Kaum ist der Präparator Gottfried Binder (Joachim Król) nach der langwierigen, aber letztlich erfolglosen Behandlung seines Lungenkrebses wieder zum Dienst im pathologischen Institut der Universitätsklinik Zürich erschienen, sieht sich der geduldige Mann mit der Perspektive, nur noch wenige Monate überleben zu können, wieder den Schikanen seiner Vorgesetzten, des hämisch-bösartigen Dr. Götze (Stefan Kurt) und des konfus-senilen Professors Bernbeck (Friedrich von Thun) ausgesetzt, unter denen die gesamte Abteilung zu leiden hat. Sein einziger Trost besteht in der losen Freundschaft zur Assistenzärztin Pat Wyss (Lale Yavas), die Symphatie und Mitleid für ihren dem Tod geweihten älteren Kollegen empfindet. Binder beginnt, sich zunächst innerlich gegen die unzumutbaren Umgangsformen an seinem Arbeitsplatz aufzulehnen, zumal es ihm als Ungerechtigkeit erscheint, dass seine Lunge erkrankt ist, während der starke Raucher und üble Charakter Dr. Götze sozusagen ungestraft davonkommt. Durch zufällige kleine Informationen und Begebenheiten inspiriert fasst der Präparator den Entschluss, die Ungerechtigkeit dieser Konstellation auszugleichen, bevor er sich für seine verbleibende Lebenszeit in Richtung Kilimanjaro verabschiedet …

Es ist das starke Ensemble der Darsteller, das den abstrusen Charme dieser Kriminalsatire ausmacht, die beim Zuschauer einfallsreich und verführerisch das längst gehegte Vorurteil manifestiert, dass die karriere- und machtbesessenen Mediziner der oberen Ränge skrupellos und korrupt sind. Und wenn ein widerlicher Dr. Götze dann einem angeschossenen Keiler gleich krepiert, bangt das Publikum um die Freiheit des wackeren Mörders, dem trotz seiner kaltblütig kalkulierten Umsicht die Ermittlungen der Polizei schließlich doch gefährlich nahe kommen. Darüber, inwieweit Felix Mettler, Autor der Romanvorlage Der Keiler, autobiographische Erfahrungen mit dem Medizinbetrieb in seinen Stoff einfließen ließ, lässt sich nur spekulieren, denn Mettler arbeitete jahrelang am Institut für Veterinär-Pathologie der Universität Zürich. Geraten die Überzeichnungen der Figuren und ihrer Handlungen auch mitunter ein wenig albern und simpel angelegt, ist Tod eines Keilers doch eine unterhaltsame und witzige Geschichte vor dem hintergründigen Thema der Relativierbarkeit von Gerechtigkeit, die eine Identifikation des Zuschauers mit der allzu menschlichen Figur des Präparators Gottfried Binder durchaus geschickt zu erzeugen versteht.

Tod eines Keilers

Es ist eine zynische Geschichte um einen Mord in Pathologen-Kreisen, die der Schweizer Urs Egger mit einem grandiosen Joachim Król in der Rolle eines todkranken Präparators inszeniert hat.
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