12 Uhr mittags

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Zwanzig Oscar-Filme als Schmuckedition

Der Februar war nicht nur mit der Berlinale in Deutschland ein heißer Filmmonat, sondern wartete in diesem Jahr auch noch mit der Verleihung der Academy Awards – gern als Oscars bezeichnet – in Los Angeles auf, die weltweit im Fernsehen ausgestrahlt wurde und mittlerweile internationale Einschaltquoten von rund acht Millionen Zuschauern gewinnen konnte. Betrachtet man die nunmehr 87-jährige Geschichte dieses populären, kräftig begehrten Filmpreises, so begegnet man neben mehr oder weniger großartigen Regisseuren, ebensolchen Filmen und einer Menge illustren Darstellern auch so mancher kuriosen Anekdote über den Festakt, währenddessen bereits nicht nur gejubelt, gedankt und geweint, sondern auch geflucht, nackt über die Bühne geflitzt und sogar geraubt wurde – und zwar die Statuette selbst, die im Jahre 1938 an Stelle der verhinderten Gewinnerin Alice Brady als Beste Nebendarstellerin des Films In Old Chicago von einem dafür nicht autorisierten Unbekannten entgegengenommen und schlichtweg eingeheimst wurde.
In Kooperation mit der KulturSPIEGEL-Redaktion, die zwanzig mit einem oder mehreren Oscars prämierte Filme dafür ausgewählt hat, präsentierte das Label Arthaus anlässlich der diesjährigen Verleihung der Academy Awards am 22. Februar im Dolby Theatre die Award Winning Collection auf DVD und Blu-ray in goldenen Schmuckverpackungen mit einigen großartigen Werken aus den Jahren 1941 bis 2007. Der legendäre Western 12 Uhr mittags von Fred Zinnemann aus dem Jahre 1952 – seinerzeit für Gary Cooper als Besten Hauptdarsteller, in den Kategorien Bester Filmschnitt und Beste Musik sowie für den Besten Song „Do Not Forsake Me Oh My Darlin’“ vierfach mit dem Oscar prämiert – markiert die klassische Komponente dieser Edition, ebenso wie Orson Welles‘ Citizen Kane von 1941 oder Mike Nichols‘ Die Reifeprüfung / The Graduate von 1967, während die Dokumentation Die Reise der Pinguine / Le marche de l’empereur (2005) und die Musical-Verfilmung Chicago (2002) eher Ausnahmeerfolge repräsentieren.

Als Schwarzweißfilm inszeniert erzählt 12 Uhr mittags annähernd in Echtzeit die Geschichte des in die Jahre gekommenen Marshals Will Kane (Gary Cooper), der direkt nach seiner Hochzeit mit der jungen Amy (Grace Kelly) die Kleinstadt Hadleyville, wo er erfolgreich für Ruhe und Ordnung gesorgt hat, hinter sich lassen und als Kaufmann anderswo ein neues Leben beginnen will. Doch da trifft die Nachricht ein, dass sein einstiger Erzrivale Frank Miller (Ian McDonald) begnadigt wurde und nun direkt aus dem Gefängnis mit dem Mittagszug in Hadleyville eintreffen wird, um sich an Kane zu rächen, den er für seine Haftstrafe verantwortlich macht. Trotz zahlreicher Warnungen und Aufforderungen, rasch die Stadt zu verlassen, entschließt sich Kane dazu, erneut die Konfrontation mit Miller nicht zu scheuen, während seine frische Braut ohne ihn aufbrechen will und er trotz einiger Bemühungen auch unter seinen langjährigen Freunden kaum Mitstreiter gewinnen kann. So bereitet sich Kane ohne Unterstützung auf die Ankunft Millers vor, während dessen alte Gang sich bereits in der Stadt herumtreibt und kräftig die Stimmung gegen den Marshal aufheizt, der schon als baldige Leiche gehandelt wird …

Ist auch die Auszeichnung mit der begehrten Trophäe, die knapp 35 Zentimeter groß ist, deren Materialwert mit etwa 300 US-Dollar angegeben wird und die einen Schwertträger auf einer Filmrolle abbildet, keineswegs immer Garant für einen Spitzenfilm und sind die Entscheidungen der umfangreichen Jury der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ auch häufig umstritten, gilt der Academy Award doch gemeinhin als der weltweit renommierteste Filmpreis und bringt zweifellos eine nachhaltige Aufwertung für die Gewinner mit sich, die in der Regel spätestens damit im einflussreichen Universum des Mainstreams angekommen sind. Der berühmteste Oscar-Verweigerer ist sicherlich Marlon Brando, der die Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller für seine Rolle in Der Pate / The Godfather ablehnte, um auf diese Weise gegen die geringschätzige Haltung auch der US-amerikanischen Filmindustrie den Native Americans gegenüber zu protestieren. Doch der Hype um den Oscar besteht ungebrochen fort, bei steigender Tendenz, und 12 Uhr mittags stellt einen gleichermaßen berühmten wie würdigen Repräsentanten der Academy Award-winning Filme dar.

Die Filme der Award Winning Collection sind im Überblick: Citizen Kane (1941), 12 Uhr mittags (1952), Die Reifeprüfung / The Graduate (1967), Apocalypse Now (1979), Zimmer mit Aussicht / A Room with a View (1986), Der letzte Kaiser / The Last Emperor (1987), Das Piano / The Piano (1992), Pulp Fiction (1994), Leaving Las Vegas (1995), Der englische Patient / The English Patient (1996), Das Leben ist schön / La vita è bella (1997), Good Will Hunting (1997), Gottes Werk & Teufels Beitrag / The Cider House Rules (1999), Tiger & Dragon / Wo hu cang long (2000), Chicago (2002), Aviator / The Aviator (2004), Million Dollar Baby (2004), Der ewige Gärtner / The Constant Gardener (2005), Die Reise der Pinguine / Le marche de l’empereur (2005), There Will Be Blood (2007).

12 Uhr mittags

Der Februar war nicht nur mit der Berlinale in Deutschland ein heißer Filmmonat, sondern wartete in diesem Jahr auch noch mit der Verleihung der Academy Awards – gern als Oscars bezeichnet – in Los Angeles auf, die weltweit im Fernsehen ausgestrahlt wurde und mittlerweile internationale Einschaltquoten von rund acht Millionen Zuschauern gewinnen konnte.
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