Mulberry Street

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Die Nachbarschaft verändert sich

Die Schwemme der Horrorflicks mit Zombie-Thematik ebbt nicht ab. Gerade wurde wieder ein ganzer Schwung frischer Zombiefilme in die Videotheken gespült und schon kündigen sich mit Romeros neuestem Film (Diary of the Dead) und dem Day of the Dead-Remake die nächsten (vom Rezensenten mit Spannung erwarteten) Filme an. Jim Mickles Mulberry Street ist zwar nur ein kleiner DVD-Start beschieden, doch endlich gibt es einen Genrebeitrag, der sich nicht nur auf das stilechte zerstückeln und Eingeweide zerkauen konzentriert.
Downtown Manhatten an einem heißen Sommerabend. Regionalheld und ehemaliger Boxer Clutch schlendert durch „sein“ Viertel, die Mulberry Street. Man merkt; der sympathische Kerl ist beliebt und jeder in der runtergekommenen Ecke des Big Apple respektiert und mag ihn. Jeder hilft jedem in dem abgetakelten Wohnhaus, in dem Clutch wohnt und alle teilen das Wenige, dass sie haben. Welch stimmiger Anfang. Wayne Wangs Smoke lässt grüßen. Und heute ist ein besonderer Abend, denn Clutchs Tochter Casey kommt aus dem Irak zurück.

Parallel zu diesem feinen Milieueinstieg, nimmt eine gefährliche Bedrohung ihren Lauf. Die allgegenwärtigen Ratten werden immer aggressiver, quellen förmlich durch die Kanalisation. Es dauert nicht lange und der erste Mensch wird gebissen. Was zur Folge hat, dass die Opfer sich nicht nur in halbe Nager verwandeln, sondern auch ihrerseits die Menschen anfallen. Noch verfolgen die Bewohner des Viertels die Rattenplage aus sicherer Entfernung übers Fernsehen, doch schon bald ist der Terror auch im eigenen Viertel… Während Clutch verzweifelt versucht, seine Freunde und sich selbst zu schützen, indem man sich in den Wohnungen einigelt, versucht sich Irak-Veteranin Casey durch das Chaos in den Strassen zu ihrem Paps durchzuschlagen. Schließlich hält es Clutch nicht länger aus und wagt einen Ausbruch. Mit bandagierten Fäusten boxt er sich den Weg frei.

Mulberry Street lässt sich wunderbar viel Zeit für seine Charaktere und die sommerliche Stimmung im Viertel. Liebeleien, kleine Gehässigkeiten, freundschaftliche Rangeleien und verstopfte Abflüsse – Alltag eben. Sympathieträger gibt es zu Hauf, ganz vorn dabei Clutch. Er ist es, der im Chaos den Überblick behält und versucht zu organisieren, was schon längst den Bach runter gegangen ist. Die Thematik ist — trotz amoklaufender Rattenmenschen – klar vom Zombiefilm inspiriert. Der Fokus ist hier wie dort auf wenige Einzelne bzw. Grüppchen gerichtet, der Mikrokosmos Mulberry Street und der Weg dorthin (Caseys Weg) die zentrale Handlung. Das alles ist mit wackeliger Handkamera, grünstichigen Farben und, mit vorschreitender Laufzeit, rastloser Rasanz gefilmt.

Einzige Negativpunkte sind zwei, drei sehr abrupte Schnitte, die zuweilen orientierungslose Musik und das übertrieben tuntige Auftreten (nebst Synchronisation) des schwulen Nachbarn. Genrefans sind mit dieser Mischung aus 28 Days later, Milieustudie a là Smoke und Crazies bestens bedient.

Mulberry Street

Die Schwemme der Horrorflicks mit Zombie-Thematik ebbt nicht ab.
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