Mein blühendes Geheimnnis

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Zwischenschritt und Neuanfang

Leocadia Macías (Marisa Paredes) ist eine erfolgreiche Schriftstellerin um die 50, doch niemand weiß um ihren Ruhm. Denn die Autorin zahlreicher ebenso trivialer wie gern gelesener Liebesromane verbirgt ihre Urheberschaft hinter dem Pseudonym „Amanda Gris“, an das sich ihr Verlag halten muss. Was niemand ahnt: In Leocadias Privatleben ist es längst nicht so harmonisch wie in ihren Schnulzen. So ist es lediglich der Abberufung ihres Mannes Paco (Imanol Arias), eines NATO-Offiziers, nach Brüssel zu verdanken, dass die Ehe nicht längst gescheitert ist. Deprimiert und häufig betrunken ist es Leocadio schlichtweg unmöglich, den vertraglich ausstehenden Liebesroman zu Ende zu bringen; alles was ihr literarisch gelingt, sind düstere Tragödien voller Leid und Elend- nicht gerade die Kost, die sich ihr Verleger Tomás (Juan José Ortegui) und ihre Lektorin Alicia (Gloria Muñoz) vorstellen. Leocadias beste Freundin Betty (Carmen Elias) rät der angeschlagenen Autorin, sich doch als Journalistin zu versuchen und vermittelt ihr einen Kontakt zu Ángel (Juan Echanove), der für die Tageszeitung „El Pais“ arbeitet. Bei der Begegnung der beiden entsteht die Idee, dass Leocadia einen Verriss über das letzte Buch von Amanda Gris verfassen könnte, während der Redakteur eine lobende Besprechung über das Werk verfasst. Zunächst widerwillig, dann aber voller Lust an der (Selbst-)Demontage macht sich Leocadia an die Arbeit. Doch dann trennt sich Paco endgültig von ihr…
Mein blühendes Geheimnnis / La flor de mi secreto gilt bei vielen Kritikern als einer der schwächeren Filme Pedro Almodóvars, doch betrachtet man das Gesamtwerk des spanischen Regisseurs, markiert dieser Film einen Übergang zwischen zwei Phasen. Nach grellbunten und überdrehten Filmen wie Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs / Mujeres al borde de un ataque de nervios werden die Filme nach Mein blühendes Geheimnnis / La flor de mi secreto ruhiger, ernster, melancholischer und durchaus auch persönlich. Fast scheint es so, als sei nicht nur für Leocadia in diesem sehenswerten Melodram die Zeit gekommen, die Masken fallen zu lassen, sondern auch für ihren Schöpfer Pedro Almodóvar.

Man mag den einen oder anderen Film des spanischen Regisseurs mehr schätzen als diesen, doch Werke wie Volver – Zurückkehren / Volver oder Sprich mit ihr / Hable con ella wären ohne Mein blühendes Geheimnnis / La flor de mi secreto nicht vorstellbar gewesen.

Mein blühendes Geheimnnis

Leocadia Macías (Marisa Paredes) ist eine erfolgreiche Schriftstellerin um die 50, doch niemand weiß um ihren Ruhm.
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